Leverkusen Peer Gynt kam zu Besuch in die Witzheldener Kirche

Leverkusen · Er ist ein Tagträumer, der sich die tollsten Geschichten zusammenfantasiert, ein Außenseiter in der norwegischen Dorfgemeinschaft, die hart arbeiten muss für das tägliche Brot. Und diese Unbeschwertheit, die den Peer Gynt aus Henrik Ibsens Drama charakterisiert, die hört man auch in der kecken Melodie, die ihm Edvard Grieg in seinen Suiten zugeschrieben hat. Getragen wird sie von Klängen, die eine weite und unberührte Naturlandschaft vermitteln.

 Das Rheinische Bläserquintett und Erzähler Folker Banik (stehend) präsentierten Edvard Griegs Suiten zu Henrik Ibsens Drama "Peer Gynt".

Das Rheinische Bläserquintett und Erzähler Folker Banik (stehend) präsentierten Edvard Griegs Suiten zu Henrik Ibsens Drama "Peer Gynt".

Foto: Uwe Miserius

So begann am Sonntagnachmittag das zweite Konzert in der Reihe "Klassik in der Blütenstadt", die der Leichlinger Hornist Stefan Henke zusammen mit Musikerfreunden gestaltet. Auch dieses Mal spielte er selbst in der Mitte der Rheinischen Bläsersolisten in der Evangelischen Kirche Witzheldens. Da saßen zwar vorwiegend erwachsene Zuhörer, doch eigentlich war dieses Familienkonzert bestens geeignet, um Kinder an klassische Musik heranzuführen - mit Hilfe einer Geschichte. Zuerst aber stellten sich die beteiligten Instrumente einzeln vor, alle mit derselben Melodie, so dass die unterschiedlichen Klangfarben von Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn deutlich wurden. Stefan Henke hatte dieses Programm für Erzähler und Holzbläserquintett im Wechsel eingerichtet.

Folker Banik las die Abschnitte der Geschichte nach dem Text von Marko Simsa aus dem Buch "Peer Gynt", und die Musiker illustrierten jeweils anschließend die Handlung mit der entsprechenden Musik. Natürlich konnte Edvard Griegs symphonische Dichtung hier nicht im Original erklingen, sondern in einer Bearbeitung für Holzbläserquintett.

Weil nicht alle Peer-Gynt-Suiten für diese Besetzung arrangiert wurden, hat sich Henke für das Witzheldener Konzert einfach auch bei anderen Komponisten bedient. Zwar mochten Musikfreunde andere Bilder vor Augen haben, wenn hier beispielsweise ein Satz aus Peter Tschaikowskis Nussknacker-Musik zur Episode von Anitras Flucht aus der Wüstenoase in Klang übersetzt. Abgesehen von stilistischen Spitzfindigkeiten passten sich die ausgewählten Teile der Ballettmusik ebenso gut ein wie die atmosphärischen Stücke aus Claude Debussys "Children's Corner" oder dessen "Claire de Lune".

Überhaupt ging es dem bestens aufeinander eingespielten Ensemble vor allem darum, Atmosphäre zu schaffen und nach den Kurzlesungen die Kinos in den Köpfen einzuschalten. Das gelang den Rheinischen Bläsersolisten allemal, und ganz offensichtlich mit dem größten Vergnügen an dieser emotionalen und teils sehr bildhaften Musikauswahl, zu der natürlich auch die bekanntesten Peer-Gynt-Stücke gehörten. Neben den spätromantischen Landschaftsklängen auch keckes und wildes Spiel wie bei Peer Gynts Besuch in der Halle des Bergkönigs, wo man die wuseligen Trolle leibhaftig vor sich sehen mochte.

(mkl)
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