Leverkusen Oratorium über Jesus in Bibel und Koran

Leverkusen · Komponist Betin Günes führt ein christlich-muslimisches Werk in der Christuskirche zuerst auf.

Die Geschichte von Jesu Geburt wird nicht nur in der Bibel erzählt, sondern auch im Koran, worin Jesus eine große Bedeutung als Mensch und Prophet zugedacht wird. Bibel- und Koran-Erzählungen weisen sowohl Parallelen, als auch interessante Unterschiede auf. Das war für den Komponisten, Pianisten und Dirigenten Betin Günes Anlass, ein Oratorium zu schreiben, und zwar ein christlich-muslimisches.

Mit seinem Turkish Chamber Orchestra, das regelmäßig in der evangelischen Christuskirche in Wiesdorf probt, wird er das neue Werk innerhalb eines Monats vier Mal in Köln, Bonn und Krefeld aufführen. Die Uraufführung findet am Samstag, 5. Dezember, ab 20 Uhr in der Christuskirche in Leverkusen statt. Damit bedanken sich die Musiker nicht nur bei der Wiesdorfer Gemeinde für die Bereitstellung des Probenraumes, sondern bei allen Bürgern.

"Und er sprach..." lautet der Titel dieses außergewöhnlichen Werkes, das die Geburtsgeschichte Jesu in alten und neuen Klängen mit Musik von Johann Sebastian Bach und Betin Günes musikalisch erzählt. Nicht von ungefähr denkt man dabei an Bachs Weihnachtsoratorium, der wohl bekanntesten Überlieferung dieser Art überhaupt. Darauf setzt Betin Günes, wenn er Teile im Original zur musikalischen Ausmalung der christlichen Texte übernimmt.

Die Koran-Suren dagegen vertonte Günes auf seine charakteristische Art. Betin Günes ist ein fleißiger Vielschreiber, der es versteht, die abendländische Musiktradition mit dem Klangreichtum des Orients zu verbinden und daraus etwas Neues zu schaffen. Viele seiner Werke hat er bereits in Leverkusen vorgestellt, manches uraufgeführt. "In Zeiten, in denen es eine Einwanderungs- und Flüchtlingsbewegung von sehr großen Ausmaß gibt, in denen national verengende Strömungen wieder zunehmen und radikale Muslime auch in Deutschland verstärkt Zulauf haben, ist der christlich-islamische Dialog wichtiger denn je!", sagt der Komponist. Nur wer miteinander rede, sich über seine Kulturen austausche, werde den anderen auch verstehen.

Das Oratorium, in dem Texte aus Koran und Bibel miteinander verwoben sind, das zudem verschiedene Musiktraditionen verknüpft, soll dazu einen Beitrag leisten. "Damit wird nicht nur ein besseres Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft befördert, sondern auch ein sichtbares Zeichen gesetzt, um rechtspopulistischen Tendenzen entgegenzuwirken", sagt Günes. Die Textgrundlage für sein Oratorium wurde unter Mitwirkung christlicher und muslimischer Theologen erstellt.

Den Vokal-Part haben zwei Krefelder Chöre erarbeitet, der Dionysos-Chor und die Kantorei der Friedenskirche. Instrumental begleitet das Turkish Chamber Orchestra, ein Ensemble, in dem Musiker verschiedener Nationen zusammenspielen. Die Leitung hat der Komponist selbst. Am Nachmittag der Uraufführung findet in der Kölner Melanchton-Akademie ein Studientag für christliche und muslimische Theologen statt. Thema der Begegnung ist die Geburt Jesu in der Bibel und im Koran.

Uraufführung "Und er sprach..." am Samstag, 5. Dezember, 20 Uhr in der Christuskirche, Dönhoffstr.2. Karten zu 25/ 20/ und 15 Euro bei Kölnticket.de, 0221 2801.

(mkl)
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