Leverkusen Opladener haben viele Ideen für den Stadtteil

Leverkusen · Bei bestem Wetter kamen Groß und Klein auf die Bahnhofstraße und auch zur Mobilen Redaktion der RP, um ihre Anregungen für ein schöneres Opladen einzubringen.

"Das Mobiliar auf der Bahnhofstraße ist verwahrlost, die Fassade von Woolworth sieht schlimm aus, und es ist kaum zu glauben, dass die Bahn die Funktionalität neuer Aufzüge nicht hinbekommt", schimpft Ulrich Iwanow. Der 61-Jährige wohnt mit seiner Frau in Opladen. "Wir spielen mittlerweile mit dem Gedanken wegzuziehen." Zum Tag der Städtebauförderung hatte nicht nur die Stadtverwaltung zu einem Ideenfest auf die Bahnhofstraße eingeladen. Auch die Rheinische Post war mit einer Mobilen Redaktion vertreten, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Fazit: Die Bahnhofstraße zu einem Eingangstor zur neuen Bahnstadt Opladen zu machen, wird ein langwieriges Unterfangen und funktioniert nicht ohne die Mithilfe der Immobilienbesitzer.

Selbst die Meinungen über die neue Bahnstadt gehen auseinander. "Alles konzentriert sich jetzt nur noch darauf, zum Nachteil der Alt-Opladener", beschwert sich eine Opladenerin. Und erntet Zustimmung von Hannelore Bielemeier. "Sogar die Polizeiwache soll jetzt dorthin verlegt werden", sagte die 65-Jährige. "Da ist man ja tot, bis die Beamten mal hier in der Stadt sind." Ganz abgesehen davon, dass der Weg dorthin für ältere Menschen beschwerlich sei. "Die Aufzüge am Bahnhof funktionieren nicht richtig. Und der obere Teil der Bahnhofstraße ist jetzt schon wie Klein-Chicago und abends ganz schlimm."

Apropos obere Bahnhofstraße: "Warum hört das Straßenfest denn am Bunker auf?", fragt Jörg Dräger ein bisschen verärgert. "Ich denke, man will über die gesamte Bahnhofstraße sprechen?" Dem 49-jährigen Quettinger fehlen insbesondere Herren-Bekleidungsgeschäfte in Opladen. Dem stimmt die Herrenrunde der ehemaligen Bezirksvertreter Martin Keil und Walter Schröder, die mit dem Opladener Fotograf Willy Borgfeldt und Bezirksvorsteher Rainer Schiefer bei der RP über den Stadtteil diskutieren, zu. "Einen Herrenausstatter wie früher Budde oder Pötter gibt es nicht mehr, auch nicht in Wiesdorf."

 Am Stand der Mobilen Redaktion der RP kam Redakteurin Ludmilla Hauser (r.) ins Gespräch mit Manfred Luxem, Monika Faßbender und Rainer Schiefer (v. l.).

Am Stand der Mobilen Redaktion der RP kam Redakteurin Ludmilla Hauser (r.) ins Gespräch mit Manfred Luxem, Monika Faßbender und Rainer Schiefer (v. l.).

Foto: Miserius, Uwe (umi)

"Opladen hat einfach 30 Jahre Nachholbedarf. An allem", sagt Manfred Luxem vom Festausschuss Leverkusener Karneval (FLK). "Vom Einkaufsparadies ist nicht mehr viel übrig." Das sieht auch Verkehrs- und Verschönerungsvereinschef Toni Blankerts so: "Das Vorhaben, die Bahnhofstraße aufzumotzen, ist vor allem vordringlich, um die Anbindung der Bahnstadt an Opladen zu schaffen, sonst bleibt das da oben immer eine Quartier für sich."

Monika Faßbender lebt seit den 50er Jahren in Opladen: Eine Freude sei die Bahnhofstraße noch nie gewesen, sagt sie. Sie ärgere sich aber jetzt über die "etlichen sinnlosen Geschäfte hier." "Früher gab es mal einen Penny-Markt an der Bahnhofstraße", erzählt Elisabeth Krettek (83). "Der war zentral gelegen."

 Auf Biertischen waren Tischdecken ausgelegt, auf denen die Bürger ihre Ideen niederschreiben konnten.

Auf Biertischen waren Tischdecken ausgelegt, auf denen die Bürger ihre Ideen niederschreiben konnten.

Foto: Uwe Miserius

Für die Quettingerin Heike Niemeyer hat die Bahnhofstraße zu wenig Grün. "Die dreckigen Metallbänke drumherum wirken nicht mehr zeitgemäß", findet sie. "Einen Wasserlauf entlang der Straße fände ich prima. In Freiburg und Rinteln gibt es das auch." Weitere Idee: eine Eisdiele an der Bahnhofstraße. "Das würde die Straße beleben."

Jan Beermann (19) findet, dass für Jugendliche in Opladen "nichts gemacht wird, was ansprechend ist - und dann wundert man sich, dass sich die Jugend auf der Bahnhofstraße aufhält." Ihm zufolge fehlen Geschäfte für jüngere Kunden, zum Beispiel H&M. Und er fordert einen öffentlichen Grillplatz. "In Köln und Düsseldorf funktioniert so etwas doch aus. Warum sollte das in Leverkusen nicht klappen, zum Beispiel an der Wupper?"

"Der Bunker muss weg", fordert Friedel Ferber, der ehemalige FDP-Politiker. Der Weg zwischen Bahnhof- und Gerichtsstraße - "Fluchtweg bei Kontrollen auf der Bahnhofstraße" - gehöre geschlossen. "Wir müssen den Drogenumschlagplatz in den Griff kriegen", bestätigt Dirk Danlowski (Grüne) am Stand der Mobilen Redaktion.

Weiterer Dauerbrenner: die vielen Spielhallen, die den meisten Opladenern ein Dorn im Auge sind. "Die Konzessionen laufen nächstes Jahr aus", hat Walter Schröder (68) den Ratsunterlagen entnommen. "Diese Chance sollte die Stadt nutzen, um dort Nischen des Einzelhandels anzusiedeln." Zum Beispiel ein Elektronik-Geschäft. Und nicht nur das. "Ich wünsche mir auch mal ein Lokal, wo man ein ganz normales Kotelett essen kann", sagt Gabriela Koch (64).

(RP)
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