Leverkusen Norwegische Jazzsängerin überzeugt im Scala

Leverkusen · Bei ihrem zweiten Auftritt in Opladen erzählte Silje Nergaard auf musikalische Weise besondere Geschichten.

Das Aushängeschild norwegischer Jazzsängerinnen - wobei das Wort Jazz nicht wörtlich zu nehmen ist - heißt Silje Nergaard. Schon als die 51-Jährige vor zwei Jahren während der der 37. Leverkusener Jazztage im Opladener Scala-Club zu Gast war, feierte sie dort einen viel umjubelten Auftritt. Das war bei ihrer Rückkehr am Montag nicht anders. Dort stellte sie als Teil ihrer CD-Veröffentlichungstour überwiegend Songs des neuen Albums "For you a thousand times" vor. Begleitet wurde sie von ihrer Band, bestehend aus Andreas Ulvo (Keyboard), Audun Erlien (Bass) sowie Wetle Holte (Drums/Percussion), die im Gegensatz zur Sängerin gelegentlich zu laut spielte. "Dieses Album ist für mich etwas ganz Besonderes. Es geht um Menschen, die mich bewegt haben", schilderte die Interpretin in englischer Sprache. So hatte sie etwa bei einem Badeurlaub in Sizilien ein afrikanischer Kokosnussverkäufer beeindruckt, der seine Waren singend anpries. Mit dem Smartphone nahm sie seine Stimme auf, ehe sie drum herum die Sommerballade "Cocco Bello" komponierte. Als sie ein Jahr später an den Ort zurückkam, war der Verkäufer immer noch da. "Als ich ihm den Titel vorspielte, hat er vor Freude geweint", erzählte Silje Nergaard im Scala und präsentierte die Melodie mit sanfter, fast schon mädchenhafter Stimme, die jedoch korrelierte mit hochentwickelter Gesangstechnik. Das Album ist voller solcher Geschichten. Alle handeln von unsichtbaren Verbindungen, Sehnsucht und Liebe. Nergaard: "Mögen Erinnerungen auch schon vergangen sein, so haben sie doch die Magie - genau wie Musik - Menschen über alle Grenzen von Zeit und Raum hinweg zu verbinden."

Einen der intimsten Momente verarbeitete sie in "Hush little bird", ein Schlaflied für ihren aus Äthiopien stammenden Adoptivsohn Jonah, der vor dem Einschlafen stets in seiner Herkunftssprache brabbelte, wie sie erzählte. "It's gonna rain" - ein Titel mit bezaubernder Melodie und zart arrangiertem Klangpanorama - handelte von der Dürre in Afrika und der Hoffnung auf Regen. Während des ganzen Konzertes gab es viele abwechslungsreiche Momente, in denen die Sängerin und Songwriterin ihr breites Repertoire von Balladen bis hin zu soliden Melodien energetisch-schön und spielerisch zugleich schwingen ließ. Zusätzlich angereichert wurden die Stücke, und das für sie so typische Pendeln zwischen Jazz und Pop, durch die Töne von Kalimbas oder Talking-Drums. Als bekanntes Lied erklang vor der Pause "While you were gone" aus dem älteren Album "A thousand true stories". Für das passende Band-Solo gab es vom Publikum einen Sonderapplaus.

(gkf)
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