Leverkusen Neustadtfest: 2000 Gäste und jede Menge herrlicher Trödel

Leverkusen · Den wohl verrücktesten Trödel hat Sarah Gilges. An der Ecke Im Hedrichsfeld/Augustastraße sind alte Schulkarten aufgebaut. Deutschland, ein typisches, mittelalterliches Dorf, Pflanzen und der Körper des Menschen. "Die sind wohl aus den 1970er und 1980er Jahren", sagt Gilges, die die Plakate aus mehreren Schulauflösungen hat und nun zugunsten eines Fördervereins verkauft. "Das denkt man gar nicht so, aber die ziehen tierisch. Heute habe ich schon zwei Stück verkauft. Das geht echt gut." Kein Wunder, denn das 26. Neustadtfest zwischen Kölner Straße, Wilhelmstraße und Augustastraße spült ohne Ende Laufkundschaft an Gilges' Stand vorbei.

 Es gibt nichts, was es nicht gibt: Beim Neustadtfest heißt's Stöbern, Kramen, Raritätenentdecken. 2000 Besucher zählte Mitveranstalter Dirk Pott.

Es gibt nichts, was es nicht gibt: Beim Neustadtfest heißt's Stöbern, Kramen, Raritätenentdecken. 2000 Besucher zählte Mitveranstalter Dirk Pott.

Foto: Miserius

"Die Plätze sind fast komplett belegt", verkündet Dirk Pott (AGO), der das Fest mitorganisiert hat, sichtlich zufrieden. Über 100 Trödler bieten allerlei Kleinodien an, "allerdings sind Neuwaren streng verboten", betont Pott. Die Mägen der wohl deutlich mehr als 2000 Besucher (Pott) füllen die sieben Wirtschaften des Kneipenviertels rund um die Wilhelmstraße. Pott ist auch mit dem Wetter zufrieden: "So haben wir es uns gewünscht, und so ist es gekommen."

Die meisten Laienhändler böten tatsächlich direkt vor der eigenen Haustüre ihre Ware an. "Wir sind da aber mittlerweile auch geübt im Organisieren", gibt Pott zu und reicht ein Stück selbst gebackenen Erdbeerkuchen. Mit Hilfe unter anderem der Sparkasse, der Volksbank und von Kipp und Grünhoff, die beim Transport von zentnerschweren Lasten halfen, sei das erst möglich.

Eine der offensichtlich wenigen Trödelanfängerinnen auf den Straßen ist Lisa Homann. Geschirr, Spielzeug - an ihrem Stand halten Omas und Enkel gleichzeitig. "Die Puzzles zum Beispiel sind noch von uns damals", sagt Homann und drück einer älteren Dame gleich noch ein zweitens als Geschenk mit in die Hand. "Besser sie macht damit jemandem eine Freude, als wenn wir es wegwerfen." Vor allem teures Geschirr der inzwischen verstorbenen Großmutter kommt unter die Leute. "Wir haben in der Familie rungefragt, wer noch alten Plunder hat", schildert die Trödlerin. Viel Geld gibt es nicht. Tassen, die früher vielleicht 40 Euro gekostet hätten, gehen jetzt für fünf Euro weg. Mit 300 Euro Einnahmen kalkuliert sie am Ende des Tages.

Liesel Mellen ist aus Bergisch Gladbach hergefahren und voll des Lobes: "Die Hose ist für mich, und das Glas macht sich doch schön, wenn Gäste kommen, oder nicht?" Macht es, und das dürfte es noch nicht gewesen sein. Eine Sammlung alter Groschenromane hat Mellens Aufmerksamkeit geweckt. "Für ein paar Euro darf man doch jetzt wohl ein wenig nostalgisch werden, oder?" Darf man.

(RP)
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