Leverkusen Neue Töne aus dem Schlossgraben gegen Sparideen

Leverkusen · Trübes Wasser, Baumkronen, dazu Blicke in den blauen Himmel und auf die Brücke des Schlossgrabens: Insgesamt 25 Minuten dauerte der Film, den Andreas Oskar Hirsch im Vorjahr bei insgesamt vier Tauchgängen im Wassergraben vor Schloss Morsbroich gedreht hat. Entstanden sind fast romantische Bilder, dennoch irgendwie unwirklich durch den Perspektivwechsel über und unter Wasser. Geheimnisse hat er dort unten nicht entdeckt, obwohl er einst sagte: "Unter der Wasseroberfläche kann man Geheimnisse spüren, sie leuchten durch unsere Haut hindurch."

Der Film lief quasi in Dauerschleife begleitend zur Ausstellung "The Details Made Me Do It", die der Kunstverein Leverkusen in den Remisen des Schlosses noch bis morgen präsentiert. Zum Schluss- und Höhepunkt der vorgezogenen Finissage gab es nun auch einen Musikbeitrag, zu dem Susanne Wedewer-Pampus rund 30 Teilnehmer begrüßte und die am Ende sogar eine Zugabe erhielten. Es war die gemorste Botschaft "KPMG go home" und bezog sich auf die Untersuchungsergebnisse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die Kulturkürzungen vorgeschlagen hat. "Zynisch" nannte Hirsch diese Vorschläge angesichts der Tatsache, dass die gleiche Gesellschaft Steuerflüchtlinge wie die Kaffeehauskette Starbucks berate. Hirsch produzierte Klang und Musik auf einem selbst entwickelten Carbophon, das aussieht wie ein Nadelkissen mit überdimensionierten Stecknadeln in unterschiedlicher Höhe. Die Töne, die er durch Zupfen erzeugte, ähnelten denen eines Xylofons. Im Grunde sei dieses Instrument die Weiterentwicklung einer Kalimba, erklärte Hirsch, also eines Resonanzkastens, bei dem die Lamellen mit den Fingern gezupft werden. "Ich habe immer viele Geräte gebaut und mit ihnen experimentiert", sagte der Kölner Künstler, geboren 1972 in Leverkusen.

Er folge einer Idee und sehe, wohin sie ihn führe, wie etwas funktioniere oder sich verhalte. In diesem Prozess der kontinuierlichen Befragung sei Kunst für ihn "Flucht und Reflexion zugleich."Im Schloss präsentierte er eine Mischung aus Improvisation und festgelegter Struktur, bei der sich Dramatik mit Ruhe abwechselten, während ein Loop passende Begleitrhythmen erzeugte.

Zusammen mit den integrierten Morsesignalen war der Klang gefällig und ansprechend, irgendwie aber auch sphärisch und beruhigend.

"Ich bin zufrieden, wie alles gelaufen ist", fasste Hirsch die Zeit seiner bisherigen Ausstellung zusammen.

(gkf)
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