Leverkusen Neue Hilfe für Pflegebedürftige

Leverkusen · Der Kinofilm "Ziemlich beste Freunde" hat Millionen Zuschauer begeistert: Protagonist Philippe ist reich, adelig, gebildet - und vom Hals abwärts gelähmt. Er braucht rund um die Uhr Hilfe und engagiert deshalb Ex-Häftling Driss, obwohl der für den Job zunächst ungeeignet scheint. Durch die Freundschaft, die sich zwischen beiden entwickelt, nimmt Philippe wieder am Leben teil. Ein modernes Märchen? Vielleicht. Aber auch in Deutschland können behinderte Menschen mit dem Geld, das ihnen als "Persönliches Budget" von Krankenkassen, Landschaftsverband oder Stadt zusteht, ihre "eigenen" Pflegekräfte engagieren. Dabei treten sie als Arbeitgeber auf, suchen sich das Personal selber aus und legen die Rahmenbedingungen fest, in denen sie betreut werden möchten.

 Jungunternehmer und Wirtschaftssenior: SeBeKo-Firmenchef Tobias Gumbrich hat sich für sein Unternehmen Peter Wilhelmi von den Wirtschaftssenioren als Berater mit an Bord geholt.

Jungunternehmer und Wirtschaftssenior: SeBeKo-Firmenchef Tobias Gumbrich hat sich für sein Unternehmen Peter Wilhelmi von den Wirtschaftssenioren als Berater mit an Bord geholt.

Foto: Uwe Miserius

"Die Organisation läuft unabhängig von Pflegediensten oder -heimen. Dadurch haben die Klienten viel mehr persönlichen Gestaltungsfreiraum", sagt Tobias Gumbrich, Inhaber des Leverkusener Dienstleisters SeBeKo. Der Name steht für "Selbstbestimmung, Begleitung und Kooperation", die Firma hilft Menschen bei der Organisation ihrer Pflege. Obwohl das Persönliche Budget seit 2008 jedem Behinderten unabhängig von Alter oder Schwere der Beeinträchtigung zusteht, kennen viele Betroffene die Möglichkeiten nicht. "Wir beraten und unterstützen vor einer Antragstellung für das ,Persönliche Budget' und begleiten die Klienten während des gesamten Verfahrens bis zur Bewilligung", erzählt Tobias Gumbrich.

Ist das Geld da, schaltet SeBeKo unter anderem Stellenanzeigen für das Pflegepersonal und nimmt an Besprechungen ihrer Klienten mit deren Mitarbeitern teil. Finanziert wird diese Arbeit aus dem Persönlichen Budget.

Die Nachfrage danach nimmt im Moment derart zu, dass SeBeKo aus aktuell zwei Räumen in der Manforter Straße heraus in Leverkusen expandieren will. "Wir sind 2014 mit nichts gestartet", erzählt Tobias Gumbrich, in dessen Firma neben ihm und seiner Frau Dunja mittlerweile vier Angestellte arbeiten. Um keine teuren Fehler bei Investitionen und Organisation zu machen, vor allem aber, um zu erhalten, wofür seine Firma steht, hat er sich Hilfe geholt: Seit vier Monaten gibt der frühere Bayer-/Agfa-Manager Peter Wilhelmi als Wirtschaftssenior sein Wissen an den Jungunternehmer weiter. "Wir reden Klartext und sagen die Wahrheit, welche Chancen wir sehen", erläutert der Senior sein Vorgehen. Durch seine Vermittlung zu Banken konnte SeBeKo zuletzt Treuhandkonten für die Klienten einrichten, auch bei der Immobiliensuche streckt der Ehrenamtler derzeit aktiv seine Fühler aus. Dafür bekommt er eine Aufwandsentschädigung, nicht zu vergleichen mit den Kosten für einen Unternehmensberater.

"Dabei geht es nur darum, den Leistungen eine Wertigkeit zu geben und diszipliniert zusammenzuarbeiten", betont Wilhelmi. So beschreitet SeBeKo den Wachstumspfad, ohne das Profil der Firma aus dem Auge zu verlieren: "Unseren Klienten jederzeit persönlich gerecht zu werden", wie Unternehmensgründer Tobias Gumbrich sagt.

(RP)
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