Leverkusen Neue Hilfe für belästigte Frauen

Leverkusen/Münster · Der Frauennotruf Leverkusen will eine diskrete Hilfe für belästigte Frauen in hiesigen Gaststätten etablieren. Das Prinzip ist einfach.

 Unerwünschte körperliche Annäherungen wie eine fremde Hand auf dem Po können Frauen überall passieren, auch in Restaurants, Bars und Diskotheken. Um sich dagegen zu wehren, will der Frauennotruf jetzt ein neues Hilfesystem in Leverkusen einführen.

Unerwünschte körperliche Annäherungen wie eine fremde Hand auf dem Po können Frauen überall passieren, auch in Restaurants, Bars und Diskotheken. Um sich dagegen zu wehren, will der Frauennotruf jetzt ein neues Hilfesystem in Leverkusen einführen.

Foto: dpa (Archiv)

Fühlt sich eine Frau in einer Kneipe, Disco oder in einem Restaurant belästigt und will aus der unangenehmen Situation heraus, geht sie einfach zum Personal und fragt: "Ist Luisa hier?" Für die Mitarbeiter ist genau diese Frage das Signal, dass sie der Frau sofort, aber diskret helfen müssen. Wie dies aussehen soll, entscheidet die Belästigte: zum Beispiel ein Taxi oder eine Freundin rufen oder den aufdringlichen Mann hinauskomplimentieren. In Münster ist das Hilfesystem, das im Dezember 2016 vom dortigen Frauennotrufs entwickelt wurde, bereits etabliert. Ursprünglich kommt es aus England und heißt dort "Angela". In Leverkusen soll es nun ebenfalls eingeführt werden.

"Wir haben haben die Rechte von Münster gekauft und überlegen nun, welche Kneipen und Restaurants als Kooperationspartner in Frage kommen", berichtet Andrea Frewer, Leiterin des Frauennotrufs Leverkusen. In Münster machten schon fast 40 Gastwirte mit. "Aber das ist auch eine Kneipenstadt." Frewer geht nicht davon aus, dass sich in Leverkusen ähnlich viele beteiligen werden. Wobei die Teilnahme nichts über die Qualität der Kneipe oder des Restaurants aussage, betont sie. "Belästigt werden kann eine Frau überall, auch im privaten Bereich." Mit dem neuen Hilfesystem wolle man sich klar gegen sexuelle Belästigung positionieren.

Heimo Förster vom Restaurant auf Schloss Morsbroich ist von dem Konzept begeistert. "Das ist eine gute Sache", sagt der Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Leverkusen. "Wir werden das bei der nächsten Mitgliederversammlung besprechen."

Der Gastwirt ist der Meinung, dass es einem Gastronomiebetrieb gut zu Gesicht stehe, sich an dem System zu beteiligen. "Wenn ein paar Männer etwas zu viel getrunken haben, kann es überall passieren, dass sie eine Frau belästigen." Und zwar unabhängig davon, ob die Gaststätte, in der sie sich befinden, einen guten oder schlechten Ruf habe. Das Konzept mit der Code-Frage "Ist Luisa hier?" gefällt Förster. Es sei einfach und schnell umsetzbar. Und es helfe einer Frau ohne großes Aufsehen.

Neben Leverkusen haben bislang fünf weitere Städte die Idee von Münster übernommen: Essen, Paderborn, Unna, Schwelm und Siegen. Auch Düsseldorf plant es. Frauennotrufe, Frauenberatungsstätten oder Sanitätsdienste können das Design gegen eine Gebühr von 100 Euro übernehmen.

Flyer und Plakate in einem einheitlichen Format erklären dann das Konzept: "Wirst du von jemandem bedrängt? Fühlst du dich gerade nicht sicher? Überschreitet dein Date deine Grenzen? Wirst du sexuell belästigt? Fühlst du dich bedroht? Dann gehe an die Theke und frage beim Personal ,Ist Luisa hier?' Das Personal weiß dann, dass du Hilfe brauchst."

In Münster seien die bisherigen Erfahrungen gut, berichtet Andrea Frewer. "Die Leute missbrauchen das System nicht, sondern wenden sich mit der Frage nur dann ans Personal, wenn sie auch wirklich Hilfe benötigen."

(sug)
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