Leverkusen/Berlin/Düsseldorf "Neue A1-Variante ist die schlechteste Lösung"

Leverkusen/Berlin/Düsseldorf · Im Vorfeld der heutigen Stadtratssitzung stellt Karl Lauterbach (SPD) klar: Das Land, nicht der Bund entscheidet.

Die Grundsatzentscheidungen über den Neubau der Autobahnen 1 und 3 in Leverkusen werden in Düsseldorf fallen. Die landeseigene Autobahnbehörde Straßen.NRW und die NRW-Landesregierung bleiben für die Planungen zuständig. Die Hoffnung, dass doch noch alles vom Bundesbauministerium übernommen wird, hat Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach () begraben. Der Grund: Der Aufbau der Bundes-Infrastruktur-Gesellschaft verzögere sich. "Es ist nichtmals klar, in welchem Bundesland der Sitz der Behörde sein wird", sagte Lauterbach gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Bis die bundesweit agierende Behörde arbeitsfähig sein werde, seien die Autobahnplanungen für Leverkusen längst gelaufen. Der für Leverkusen zuständige SPD-Politiker arbeitet direkt an den Vorbereitungen für die Infrastruktur-Behörde mit. Die Einrichtung wurde schon Anfang 2016 vom Präsidenten des Deutschen Verkehrsgerichtstages, Kay Nehm, gefordert. Angesichts "maroder Straßen und Brücken, kilometerlanger Baustellen mit Ewigkeits-Charakter und stetig wachsender Staus" müssten "Mittel und Kräfte" konzentriert werden, sagte der frühere Generalbundesanwalt. Eine Infrastruktur-Behörde müsste deshalb auch bundesweit zuständig sein, zitierte schon vor zwei Jahren die Hannoversche Allgemeine Zeitung.

Heute, Montag, wird sich der Leverkusener Stadtrat auf Antrag der Bürgerliste mit den Autobahnprojekten in Leverkusen befassen. Entscheiden kann er jedoch darüber nicht. Anlass für die gemeinsame Sondersitzung mit der Bezirksvertretung I ist die neue Planungsvariante für den Bereich der A1-Hochstraße (Stelzenautobahn) in Küppersteg/Wiesdorf. Dabei soll Straßen.NRW prüfen, ob die A1 in einer Kombination aus Tunnel und Stelzenautobahn sinnvoll ist. Der Verkehr in Richtung Burscheid würde über die Hochstraße laufen, die Gegenrichtung nach Köln in einem Tunnel oder Trog, hatte Behördensprecher Timo Stoppacher vor wenigen Wochen unserer Redaktion bestätigt. Ob diese Variante gebaut wird, ist aber offen.

"Diese Idee ist der bisher schlechteste Vorschlag von allen", kritisierte gestern Lauterbach. Mit Tunnel plus darüber liegender Hochstraße würden die Nachteile beider Verkehrswege kombiniert. Die Situation im Bereich Leverkusen werde sich verschlechtern. "Ein Beitrag gegen Luftverschmutzung und Fahrverbote ist dieser Plan auf jeden Fall nicht", bilanziert Lauterbach. Er ist sich da mit der Fraktion Bürgerliste und Bürgerinitiativen einig. Ein kurzer Tunnel erhöhe für die Anwohner an den Ein- und Ausfahrten die Feinstaubbelastung, weil dort die Fahrzeuge bremsen und beschleunigen: "Das ist dann wie ein Leben direkt neben einem Auspuff!" Möglicherweise müssten sogar Häuser abgerissen werden, um Gesundheitsschäden zu reduzieren. Der Bundestagsabgeordnete und Mediziner sagte: "Diese A1-Variante wurde mit der Stadt Leverkusen nicht besprochen." Dass eine solche Idee untersucht werde, sei offenbar aus der Not geboren. "Da steckt irgendwas hinter, was wir nicht erfahren sollen", argwöhnte Lauterbach, der heute an der Sonderratssitzung (Beginn: 17.30 Uhr, Rathaus) teilnehmen will. Der Politiker hat inzwischen bei NRW-Ministerpräsident Armin Laschet um einen Termin gebeten. Lauterbach will ihm die Vorteile eines langen Tunnels zwischen Leverkusener Autobahnkreuz und Köln-Niehl erläutern. Schon bei den Koalitionsverhandlungen für die Bundesregierung haben die beiden Politiker darüber diskutiert. "Laschet hat mir zugehört", lobte Lauterbach, der sich gleichzeitig vom "wenig hilfreichen Verhalten" des NRW-Verkehrsministers Hendrik Wüst enttäuscht zeigte.

(RP)
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