Leverkusen Nahles (SPD) auf Wahlkampftour an Manforter Hauptschule

Leverkusen · Vom Bildungssystem in Nordrhein-Westfalen habe sie nicht viel Ahnung, gab Andrea Nahles gestern zu. Dennoch ließ es sich die sozialdemokratische Bundesarbeits- und Sozialministerin aus Rheinland-Pfalz nicht nehmen, ihrem Parteikollegen Karl Lauterbach Schützenhilfe im Wahlkampf zu geben und ihn bei einem Besuch der Theodor-Wuppermann-Schule in Manfort zu begleiten.

 Andrea Nahles (Mitte) und Karl Lauterbach (2. v. r.) besuchten eine Unterrichtsstunde an der Hauptschule in Manfort.

Andrea Nahles (Mitte) und Karl Lauterbach (2. v. r.) besuchten eine Unterrichtsstunde an der Hauptschule in Manfort.

Foto: Uwe Miserius

Das Besondere an der städtischen Gemeinschaftshauptschule: Sie ist Partnerschule von "Teach First Deutschland", einer gemeinnützigen GmbH, die Kinder in benachteiligten Stadtteilen mit zusätzlichen Lehrkräften unterstützt und ihnen so zu mehr Chancengleichheit verhelfen will. An der Scharnhorststraße verfolgten Nahles und Lauterbach eine Unterrichtsstunde, in der eine solche zusätzliche Lehrkraft - Anna Leßmann - 15 Flüchtlingskinder an den Umgang mit einem Computer heranführte. Die beiden Politiker zeigten sich beeindruckt von der Arbeit.

"In dieser einen Klasse befand sich die ganze Welt", sagte Nahles. "Da waren unter anderem Kinder aus Syrien, Mazedonien und Afghanistan. Was muten wir da den Lehrern zu?" Unterstützung durch zusätzliche Lehrkräfte sei da ganz wichtig, auch wenn das jeweilige Bundesland für eine solche Stelle jährlich 30.000 Euro bezahlen müsse, wie sie von "Teach First" erfuhr.

Dass die Unterrichtsbedingungen für die Lehrer schwierig seien und das Personal und Finanzen nicht ausreichen, bestätigte die kommissarische Schulleiterin, Mareen Lethaus. "Von den 25 oder 26 Schülern einer Klasse haben sechs einen besonderen Förderbedarf, sechs einen Fluchthintergrund und sechs psychische Auffälligkeiten." Da die Schule in einem sozialen Brennpunkt liege, brächten viele Schüler psychologische Probleme aus dem Elternhaus mit. Die Anbindung an kinderpsychologische Praxen in der Nähe, die Abhilfe schaffen könnte, sei aber nicht ausreichend. Die Flüchtlingskinder wiederum seien durch die Fluchterlebnisse belastet.

Nach Meinung von Karl Lauterbach funktioniert das Inklusionsmodell von NRW nicht. "Weil die Eltern allein entscheiden dürfen, auf welche Schule ihr Kind geht, werden insbesondere die schlecht integrierbaren Kinder mit hohem Förderbedarf auf Regelschulen angemeldet", berichtete er. "Auf den Förderschulen dagegen sind jetzt meist Kinder mit geringem Förderbedarf, die dort den Anschluss verlieren." Besser sei das Modell aus Rheinland-Pfalz, wie Nahles bestätigte. Dort entschieden Eltern und Lehrer gemeinsam, welche Schule für ein Kind die beste sei. "Das klappt sehr gut."

Immerhin konnte Nahles der Wuppermann-Schule eine bessere Ausstattung in Aussicht stellen. Angesichts des hohen Sanierungsstaus könne die Schule Zuschüsse direkt beim Bund beantragen, sagte sie.

(sug)
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