Leverkusen Nachhaltige Mode -"weniger ist mehr"

Leverkusen · Sebastian Schulz-Dobrick stellt ökologische Pullover her. Er ist für Minimalismus und gegen die Schnelllebigkeit der Mode-Industrie.

 Sebastian Schulz-Dobrick hofft, dass seine Idee, nachhaltige Mode zu produzieren, irgendwann auch zu den großen Unternehmen durchdringt.

Sebastian Schulz-Dobrick hofft, dass seine Idee, nachhaltige Mode zu produzieren, irgendwann auch zu den großen Unternehmen durchdringt.

Foto: uwe miserius

Wenn man ehrlich zu sich ist, platzt der eigene Kleiderschrank meist aus allen Nähten. Schuld daran sind Berge an Klamotten, die seit Ewigkeiten nicht getragen wurden - und trotzdem verfällt man regelmäßig dem Kaufrausch. Sebastian Schulz-Dobrick möchte gegen diesen Trend steuern. Unter der Marke "ACHAHHA" verkauft der 34-jährige Leverkusener ökologisch nachhaltige Pullover für Männer.

Die Marke gehört zu dem Start-up Ecorizon, das der Jungunternehmer vor rund einem Jahr gegründet hat. Eigentlich hatte er bis dato beruflich nichts mit Mode am Hut, war Geschäftsführer bei einer Firma, die unter anderem Fliegengitter herstellte. Jedoch störte ihn, dass er bei vielen Klamotten den Herstellungsprozess nicht überprüfen konnte. "Warum ist es möglich, dass ich im Supermarkt Bio-Produkte kaufen kann, aber bei Kleidung keine Ahnung habe, unter welchen Bedingungen diese hergestellt worden sind?", fragt sich Schulz-Dobrick. Die Herstellung seiner eigenen Textilien will er deswegen so transparent und ökologisch wie möglich gestalten. "Die Pullover bestehen zu 100 Prozent aus Merinowolle, die GOTS zertifiziert ist", erklärt der Leverkusener. Die Fertigung findet in der Nähe von Krefeld statt, Schulz-Dobrick ist es wichtig, regional zu produzieren. Die meisten großen Unternehmen ziehen meist Länder in Asien vor - dort ist es billiger.

Aus dem Ausland kommt bei "ACHAHHA" nur die Wolle: Die Merinoschafe stehen in Südamerika. Der 34-Jährige wollte für die Pullis eigentlich Brennnessel-Garn von einer deutschen Firma verwenden. "Leider waren die mit der Produktion nicht so weit, und dann ist ihnen zusätzlich noch ein ganzes Feld abgebrannt", erzählt er. In Zukunft sei das trotzdem eine interessante Möglichkeit, in allen Produktionsschritten noch regionaler zu arbeiten. Die Fertigung in Deutschland, die Merinowolle und ein nahtloses Strickverfahren haben ihren Preis: stolze 249 Euro kostet ein Designer-Pullover im Onlineshop von "ACHAHHA". "Das ist natürlich viel Geld aber dafür hat man einen Pulli mit einer besonders hohen Qualität und langer Lebensdauer", sagt Schulz-Dobrick. "Mein Vater will seine Pullover mittlerweile gar nicht mehr ausziehen", ergänzt er lachend. Ein weiterer Vorteil sei die Nutzung der Merinowolle, weil sie im Gegensatz zu normaler Wolle nicht kratze und zudem sehr pflegeleicht sei. "Im Sommer kühlt der Stoff unserer Pullis und im Winter hält er warm", erklärt der 34-Jährige. Logisch, schließlich müssen Schafe mit ihrem Pelz ebenfalls die verschiedenen Jahreszeiten auf der Weide überstehen. Als Weltverbesserer versteht er sich nicht. "Es geht um eine gute Idee, die vielleicht irgendwann große Unternehmen zum Umdenken bewegen kann", beschreibt er seine Motivation. Hinter der Idee für ökologische Kleidung steht auch ein Minimalismusgedanke. Schulz-Dobrick nennt das "Slow Fashion", also Mode, die sich nicht nach aktuellen Trends richtet. "Wir sollten uns immer fragen, ob wir ein Kleidungsstück wirklich brauchen", sagt der 34-Jährige. Für ihn ist es sinnvoller, ein hochwertiges Lieblingsteil zu haben, als viele saisonale Allerweltsteile. "Manchmal ist weniger mehr", fügt Schulz-Dobrick hinzu. Seine Pullis seien deshalb zeitlos modern gestaltet - und nachhaltig. "Wenn man will, kann man die sogar kompostieren", fügt er schmunzelnd hinzu. Aktuell werden im Onlineshop nur Männermodelle angeboten, weitere Modelle - auch für Frauen - sollen folgen. Pläne hat der Jungunternehmer jedenfalls genug. "Aktuell plane ich eine urbane Streetwearmarke", erzählt er - natürlich ebenfalls ökologisch nachhaltig produziert.

(RP)
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