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Leverkusen Nach Attacke im Arbeitsamt: Geldstrafe für Arbeitslosen

Leverkusen · Der Mann warf einen Stuhl auf eine Mitarbeiterin.

Die 56-jährige Mitarbeiterin des Leverkusener Arbeitsamtes hatte Glück gehabt: Sie kam mit einer Prellung an der Hand und einer Platzwunde am Knöchel davon. "Aber nur, weil ich sofort aufgestanden und ausgewichen bin", erklärte die Arbeitsvermittlerin gestern vor dem Amtsgericht. Denn der 49-jährige Angeklagte habe am 8. September 2014 einen Stuhl direkt in Richtung ihres Kopfes geworfen. "Er saß nur einen Meter von mir entfernt, als er plötzlich aufstand, seinen Stuhl nahm und ihn auf mich warf", berichtete sie. Kurze Zeit später sei er noch einmal in ihren Raum an der Heinrich-von-Stephan-Straße gekommen und erneut mit einem Stuhl auf sie losgegangen. Das Amtsgericht Leverkusen verurteilte den 49-Jährigen gestern wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 1600 Euro.

"Ich war ziemlich geschockt", sagte die Leverkusenerin. "So etwas habe ich in den 13 Jahren, die ich bei der Agentur für Arbeit tätig bin, noch nicht erlebt." Als der Mann sie das zweite Mal attackierte, "wurde es mir zu viel. Ich habe laut ,Hilfe!' gerufen", schilderte sie. Daraufhin seien Kollegen herbeieilt, und der 49-Jährige sei gegangen.

Eine "Raketenreaktion" habe er gehabt, räumte der Deutsche mit slawischem Akzent ein. Es habe ihn geärgert, dass ihm die Arbeitsvermittlerin in dem Gespräch, das nun schon fast anderthalb Jahre zurückliegt, erklärt habe, keinen Job für ihn zu haben und in Deutschland nun mal Kapitalismus herrsche und nicht, wie in Teilen Osteuropas, Sozialismus. "Das hätte sie so nicht sagen sollen", sagte der nicht vorbestrafte 49-jährige gelernte Maler, der eine erwachsene Tochter hat. "Aber heute weiß ich, dass ich nicht so extrem reagieren sollte. Ich hätte auch ruhig bleiben können."

So, wie beim ersten Gespräch, das er mit der Arbeitsvermittlerin geführt habe. "Da hatten wir vereinbart, dass er sich probeweise für einen Monat selbstständig macht", berichtete sie. Aggressiv sei er da in keinster Weise aufgetreten. "Er war vielmehr verunsichert. Aber das sind viele Kunden, die zu uns ins Amt kommen."

Der 49-Jährige, der mittlerweile eine Stelle gefunden hat, bestritt, den Stuhl genau auf sie geschmissen zu haben. "Ich habe ihn auf den Boden geworfen. Aber ich kann mich auch nicht mehr so genau erinnern." Sein Verhalten täte ihm leid, sagte er gestern, und er wolle sich dafür entschuldigen. Das bekam die 56-Jährige jedoch nicht mehr mit. Sie hatte das Gericht nach ihrer Zeugenaussage verlassen. Sie konnte sich nicht erinnern, etwas zu Kapitalismus oder Sozialismus gesagt zu haben.

(sug)
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