Leverkusen Musikschüler leben deutsch-polnische Begegnung

Leverkusen · Wenn sich die Türen des Bürgerzentrums in Wermelskirchen öffnen, schallt jetzt Musik heraus: Mal sind Fetzen von Celine Dions "My Heart Will Go On", dem Titelsong des Films Titanic, zu hören. Ein anderes Mal sind aus einem Nebenraum leise Tonleitern zu vernehmen. Bis Sonntag noch proben 27 polnische Musikschüler aus Tychy und deutsche Freizeitmusiker aus den Musikschulen in Wermelskirchen und Leichlingen für ein klassisches Konzert, bei dem Filmmusik vorgetragen wird; insgesamt nehmen 75 Schüler im Alter von elf bis 18 Jahren teil.

 Musikschüler aus Leichlingen, Wermelskirchen und Polen üben gemeinsam für ein Konzert am Sonntag.

Musikschüler aus Leichlingen, Wermelskirchen und Polen üben gemeinsam für ein Konzert am Sonntag.

Foto: Jürgen Moll

Die polnischen Gäste sind unter diesen musikalischen Rahmenbedingungen sehr willkommen, denn während es für sie meist gut läuft, heißt es für die Deutschen von David Hecker (Leiter Musikschule Wermelskirchen), der mit den jungen Streichern, Kontrabassisten, Gitarristen und Pianisten übt, manchmal: "Ihr spielt Quatsch!" Und Susanne Bonenkamp, Kulturreferentin des Rheinisch-Bergischen-Kreises, beschreibt die Niveau-Unterschiede zwischen den deutschen und polnischen Teilnehmern, indem sie ihre Arme so weit wie möglich auseinander hält.

Die polnischen Schüler kommen von der Zespól Szkól Muzycznych w Tychach, einer Musikschule, für die sie sich in einer Aufnahmeprüfung formal bewerben mussten. Sechs Jahre lang erlernen sie eines oder mehrere Instrumente, die Älteren singen zudem meist im Chor, viele der Schüler werden anschließend Berufsmusiker. Bei den Instrumenten, von denen sie dabei Gebrauch machen dürfen, bekommen die deutschen Schüler vor Neid ganz große Augen, sagt Susanne Bonenkamp; in beinahe jedem Klassenraum stehe ein Flügel eines namhaften Klavierbauers.

In Polen wählen Schüler bereits in der Grundschule einen Schwerpunkt. Bei den 27 Gästen, die nach 14 Stunden Busfahrt in Wermelskirchen ankamen, ist es die Musik. In Deutschland wird die Begeisterung für Musik meist in der Freizeit ausgelebt, da ist es nicht verwunderlich, dass sich die Deutschen mit dem Musizieren etwas schwerer tun. Das wissen auch die Musiklehrer und Susanne Bonenkamp. Man habe versucht, ein Programm zusammenzustellen, das für alle Beteiligten auf Augenhöhe liege, das sei die Kunst. "Unsere sind Professionelle, die Deutschen sind Amateure", fasst es Danuta Wencel zusammen. Sie ist als Dolmetscherin mitgereist. Hinter der Bläsergruppe, die fast vollständig aus deutschen Kindern besteht, und die den Titelsong zu "Familie Feuerstein" schon prima beherrschen, sitzt ein polnischer Schlagzeuger, der als einziger improvisiert.

Die polnischen Gäste sind meist in den Familien untergebracht, die ebenfalls bei dem Projekt mitmachen. Gestern besichtigten sie Schloss Burg, heute gibt es im Jugendzentrum Leichlingen eine Party.

Das Konzert findet morgen ab 18 Uhr im Bürgerzentrum Wermelskirchen statt.

(RP)
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