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Leverkusen Morsbroich wird zum Musiklabor

Leverkusen · Das "Ensemble Musikfabrik" war mit einem Klangexperiment im Schloss zu Gast. Im Mittelpunkt stand ein imposantes Glockenspiel aus Glas. Spannend war da die Frage, was im Sammelsurium der Instrumente als Nächstes passiert.

 Lampenschirme, überdimensionierte Schröpfköpfe? Im Schloss stand eine interessante Klangskulptur, ein Glockenspiel aus Glas, im Mittelpunkt des Abends.

Lampenschirme, überdimensionierte Schröpfköpfe? Im Schloss stand eine interessante Klangskulptur, ein Glockenspiel aus Glas, im Mittelpunkt des Abends.

Foto: UM

Der Anblick war ungewöhnlich. Gäste, die den Spiegelsaal von Schloss Morsbroich betraten, blickten spontan auf ein imposantes Glockenspiel aus Glas. Was an diesem Konzertabend folgte, war ebenfalls ungewöhnlich. Zwölf Tonkünstler aus Köln, Mitglieder des "Ensemble Musikfabrik", hatten sich im Raum um ihre Instrumente verteilt. Ganz allmählich, nach absoluter Stille, ertönten sacht und leise die ersten Töne eines imposanten Fantasiegebildes. Manchem Zuhörer erschien diese Art Musik womöglich sinn- und konzeptlos. Und doch folgten alle Akteure einem genau festgelegten Plan.

Die Raumklänge standen unter der Überschrift "Walking with Partch". Gespielt wurden unter anderem die Stücke "Before the Cask of Wine" und "One Seeing off Meng Hao-Jan" aus "Songs of Li Po". Zugrunde lag allen Werken eine Installation von Harry Partch. Der einstige Komponist, Theoretiker, Visionär und Instrumentenbauer war Begründer der amerikanischen Just-Intonation-Bewegung und fertigte zahlreiche Tonskulpturen von bizarrer Schönheit und starker Bühnenpräsenz. Das gesamte mikrotonale Instrumentarium mit mehr als 50, zum Teil skulpturalen Instrumenten, wurde vor Jahren speziell für das "Ensemble Musikfabrik" nachgebaut.

Das Werk ist außerhalb der USA bis heute weitgehend unbekannt, weil bis vor einigen Jahren nur ein Satz aller Original-Instrumente existierte und dieser nur einem kleinen Personenkreis zugänglich war. Während der rund einstündigen Werkschau, die fast schon mit einem Musiklabor zu vergleichen war, fanden Zuhörer selten Gelegenheit, sich zurückzulegen und die Augen zu schließen. Immer gab es etwas anderes zu sehen, während das Orchester präzise und engagiert die Bühne bespielte. Besonders spannend war die Frage, was als Nächstes geschehen würde, angesichts des Sammelsuriums an Instrumenten. Einmal flirrte die Violine zart wie ein Vögelchen. Im nächsten Moment übernahm der Kontrabass die Regie mit dunklen Farben. Kurz darauf fielen die Glocken in das bunte Miteinander ein, ehe auch noch der Sänger im Wirrwarr der Töne mitmischte. Obwohl die Präsentation gut gefüllt war mit farbenreichen und exotischen Aspekten zeitgenössischer Musik des 20. Jahrhunderts, erforderte es von den Besuchern dennoch Mut, sich auf diese neue und völlig unbekannte Klangwelt, die da in Morsbroich zu hören war, einzulassen.

(gkf)
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