Hut- und Schirmgeschäft Adrion in Opladen Mit fast 80 weiter fest im Job

Leverkusen · Christian Kappertz feiert in Kürze runden Geburtstag. Zeitgleich steht ein Jubiläum an: Seit 50 Jahren führt er das Hut- und Schirmgeschäft Adrion in Opladen. Genügend Kunden hat er nach wie vor - sogar aus dem Ausland.

 Christian Kappertz wird bald 80. Der gelernte Schirmmacher will dennoch weiter arbeiten. Die Gestelle für seine Schirme bezieht der Opladener aus Italien.

Christian Kappertz wird bald 80. Der gelernte Schirmmacher will dennoch weiter arbeiten. Die Gestelle für seine Schirme bezieht der Opladener aus Italien.

Foto: Uwe Miserius

Die meisten Menschen seines Jahrgangs genießen schon seit bald 20 Jahren den Ruhestand. Christian Kappertz denkt gar nicht ans Aufhören. Auch nach seinem 80. Geburtstag am 27. November will der gelernte Schirmmacher als einer der letzten seiner Zunft weitermachen. "Sonst würde ich verrückt", glaubt er. "Mir fällt ja schon der Sonntag auf den Kopf."

Ende Dezember steht außerdem ein Jubiläum an: Dann führt er 50 Jahre das Traditionsgeschäft Hut- und Schirm-Moden Adrion. Am 1. Januar 1968 hat er den Laden übernommen, den der Leichlinger Gustav Adrion 1912 an der Kölner Straße gegründet hatte.

Heute noch ist Kappertz' Lieblingsplatz hinten in der Werkstatt, wo er von Hand hochwertige Schirme herstellt. Die Gestelle dafür bezieht er mittlerweile aus Italien. Die Solinger Firmen, die ihn früher ebenso belieferten wie die bekannten Schirmfabriken wie Knirps und Co., sind eine nach der anderen geschlossen worden. Auch die Stoffe und Kleinteile werden nicht mehr in der Region hergestellt. Kundschaft für hochwertige Schirme hat er noch genug. Besonders Gehbehinderte schätzen sein Handwerk, weil er sowohl Gehstöcke als auch Schirme nach Körpermaß anpasst.

Während andere kleine Fach-Geschäfte mit dem wachsenden Internethandel nicht mehr mithalten können, empfindet Christian Kappertz das weltweite Netz als Segen. Seit er seine Dienste auch online anbietet (www.eshop.kappertz.net), hat er Kunden dazu gewonnen - viele in den neuen Bundesländern, aber auch in Österreich und der Schweiz. Glücklicherweise helfen ihm seine Kinder, betont er. Bei der Betreuung der Homepage sowieso, aber die Tochter steht auch hinter der Ladentheke und berät ebenso fachkundig wie der Senior selbst.

Neben individuell gefertigten Schirmen und Kappen werden Konfektions- und Fabrikartikel verkauft. Allerdings müssen sie gewissen Qualitätsansprüchen genügen. Außerdem gibt es immer wieder Neuheiten wie den Schirm im Schaufenster, der so aussieht, als habe Kappertz den Griff am falschen Ende montiert. Tatsächlich hat alles seine Richtigkeit und die alternative Form durchaus Vorteile, wie der Inhaber demonstriert. Etwa beim Aussteigen aus dem Auto, weil sich der Schirm mit doppeltem Bezug schlank nach oben schieben lässt. Außerdem tropft im nassen Zustand alles besser nach unten ab. Dass sich das durchsetzen wird, bezweifelt der 79-Jährige zwar, aber es sei eine nette Idee.

An der Wand hängt eine Schützenuniform mit Gewehr, das in Wirklichkeit ein Schirm ist. Ausrüstung für Schützen und Karnevalsvereine gehört ebenfalls zum Angebot, von der Narrenkappe bis zum weißen Handschuh oder zum federgeschmückten Hut für die Schützenschwester kann er alle Wünsche bedienen. Und was in den proppevollen Regalen nicht vorrätig ist, wird besorgt oder angefertigt.

(mkl)
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