Leverkusen Millimeterarbeit mit dem Schwerlast-Kran

Leverkusen · In der engen Birkenbergstraße wird derzeit ein Haus gebaut. Für die schweren Betondecken muss ein großer Kran ran.

Leverkusen: Millimeterarbeit mit dem Schwerlast-Kran
Foto: UM/seg

Von seinem knallroten Führerhäuschen aus, knapp drei Meter über dem Boden, hat Daniel Meyer direkten Augenkontakt zu seinen Kollegen, die im ersten Obergeschoss des noch offen stehenden Hauses, werkeln. Gut 22 Meter über ihren Köpfen schwebt langsam eine dicke graue Betonplatte, so schwer wie ein ausgewachsener Elefant oder sechs Kleinwagen, zu ihnen hinab, die Meyer in filigraner Zentimeterarbeit mit dem langen Schwenkarm seines Krans der Firma Schwientek in die Baustelle hineinmanövriert. Wird die Platte hinuntergelassen, steuert der 37-Jährige eigentlich im Blindflug. Ab jetzt knackt immer wieder sein Funkgerät, und einer der Kollegen im Haus gibt Anweisungen. "Sie sind meine Augen. Ich muss mich zu 100 Prozent auf sie verlassen können", sagt Meyer über die Baustellen-Kollegen. "Denn wo die Platte jetzt genau hinmuss, sehe ich nicht." Seine Hand umfasst den Joystick, seine Augen sind auf die Baustelle fokussiert, seine Kollegen hat er im Blick.

Meyer ist seit vier Jahren leidenschaftlicher Kranfahrer bei der Firma Schwientek. "Das hätte ich vorher auch nicht gedacht, dass mir das so viel Spaß machen würde", sagt der 37-jährige Burscheider und lächelt in einem ruhigen Augenblick, während ein weiterer Mitarbeiter von einem nebenstehenden Laster aus die nächste Platte am Kran befestigt.

 Daniel Meyer (u.) ist der Mann im Führerhaus des Spezialkrans und somit zuständig fürs filigrane Bugsieren von tonnenschweren Teilen.

Daniel Meyer (u.) ist der Mann im Führerhaus des Spezialkrans und somit zuständig fürs filigrane Bugsieren von tonnenschweren Teilen.

Foto: Cristina Segovia

Auch wenn sein Job für Aussenstehende sehr leicht zu sein scheint - Meyer sitzt schließlich im Führerhäuschen und lenkt mittels eines kleinen schwarzen Knüppels an seiner Armatur den Schwenkarm -, sie ist herausfordernd, vor allem wenn man sich die Stelle genauer anschaut, wo der Kran steht: Die Birkenbergstraße, gleich angrenzend an die Fußgängerzone der Kölner Straße, ist eng, offenkundig zu eng für eine solches Gefährt - meint zumindest ein Laie. Nur mit Mühen würden hier zwei Autos neben einander auf der Straße stehen können, so auch der Kran, der sicher abgestützt auf dicken Holzbalken, tonnenschwere Lasten in die Höhe hievt, um sie langsam und sicher auf das entstehende Haus aufzusetzen. Boden und Deckenplatten, zehn Stück, werden an diesem Tag eingesetzt. Dafür werden mehrere Stunden nötig sein. Doch das ist eigentlich Routine. Viel schwieriger, gibt schließlich auch Meyer zu, war es, den Kran überhaupt in die Birkenbergstraße zu bekommen. Während der Kran steht, kommt kein Auto durch. Die Straße ist gesperrt.

Schaut man dem Schwenkarm zu, wie er sich in schwindelerregender Höhe zuerst nach links zum Laster dreht, um die Platte aufzunehmen, und sich dann wieder nach rechts bewegt, um die Platte auf das entstehende Haus zu setzten, so wird einem doch leicht mulmig.

Mit dem Arm könnte Meyer mit Leichtigkeit ein anderes Haus touchieren, so eng wie die Häuser hier nebeneinanderstehen. "Wenn man den Kran erst einmal an der Stelle hat, wo man ihn braucht, ist das Wichtigste, ihn richtig abzustützen, damit er sicher und gerade steht", erklärt Meyer, bevor die nächste elefantenschwere Platte wieder gen Himmel gehoben wird. Das nächste Puzzelstück, um das entstehende Haus zu komplettieren. Maximal ein oder zweimal, vermutet Meyer, wird der große rote Kran in der Birkenbergstraße noch zu sehen sein. Dann dürfte das Haus neben der Deutschen Bank fertig sein.

(RP)
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