Leverkusen Leverkusener bringen Flüchtlinge von heute und früher zusammen

Leverkusen · Lebensläufe von Menschen der Jahre 1945, 1974 und 2015 können kaum unterschiedlicher sein. Aber ein Element verbindet viele: Die Flucht aus der Heimat. Das neue Projekt "Lebensläufe(r)" soll als eine Art Integrationsarbeit wirken. Initiiert wurde es durch die Leverkusener Claudia Sowa, Dominik Breuer und Eric Rentmeister, die fern der Heimat Karrieren als Intendanten, künstlerische Leiter und Schauspieler gemacht haben: Beim Westdeutschen Tourneetheater Remscheid und beim "Brachland Ensemble", einer Gruppe von professionellen Theater- und Kulturschaffenden.

Beim Jungen Theater Leverkusen (JTL) standen sie schon 1998 gemeinsam auf der Bühne. Breuer zeigte sich wegen der geplanten Kultur-Einsparungen besorgt. "Kultur prägt eine Gesellschaft. Sie wirkt Identität stiftend und übernimmt eine wichtige integrative Funktion", zitierte er den Theater- und Kunstwissenschaftler Dr. Lars Göhmann und ergänzte: "Einschränkungen von Kultur führen immer zu wirtschaftlichem Niedergang, entgegen kurzfristig gedachter Denkweisen einiger Lokalpolitiker. Das habe ich in manchen Städten erlebt."

Bei dem Projekt sollen Briefwechsel und -freundschaften entstehen zwischen Kindern und Jugendlichen mit aktuellen Fluchterfahrungen und älteren Menschen, deren Flucht schon länger zurückliegt. Rentmeister: "Nur durch echten Kontakt lässt sich etwas verändern. Wir möchten den Flüchtlingen von damals und heute ein Gesicht geben." Bei der Themenauswahl gibt es keine Grenzen. Die Initiatoren werden zwar die Generationen zusammenbringen, aber möglichst wenig Einfluss nehmen.

Begleitet und dokumentiert wird das durch Land NRW und Bürgerstiftung Leverkusen geförderte Projekt durch die Essener Fotografin Claudia Dilay Hauf. Voraussichtlich im Herbst soll es in eine Ausstellung und Bühnenpräsentation münden. Gezeigt wird sie in Leverkusen und Remscheid, voraussichtlich auch in weiteren Städten. Rentmeister: "Wenn wir auf diese Weise etwas anregen oder verändern können, haben wir es geschafft. Einen kleinen Stein ins Rollen bringen ist das, was Theater heute noch kann!"

Interessierte können sich melden unter Tel. 0177 5909252 oder per E-Mail: wtt-remscheid@t-online.de

(RP)
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