Leverkusen "Erlogene Häuser" im Künstlerbunker

Leverkusen · Anna Matzek stellt erstmals alleine im Künstlerbunker aus. Zu sehen sind Installationen, Bilder und Videoarbeiten, die mit dem Thema Wahrnehmung spielen.

Leverkusen: Video-Installation im Künstlerbunker
Foto: uwe Miserius

Es sind ganz klar Räume, die Anna Matzek auf großformatigem Nesselstoff geschaffen hat. Allerdings stimmt die Perspektive nicht und so fügen sich die einzelnen Elemente nicht wirklich zu einer dreidimensionalen Wirklichkeit zusammen. Für ein gewisses Unbehagen sorgt die Künstlerin mit ihrer Farbwahl. Neben Grau-Nuancen hat sie ein fahles Grün eingesetzt. Diese zwei Arbeiten, die an Bühnenbildmalerei erinnern, eröffnen die erste Einzelausstellung von Anna K. Matzek im Künstlerbunker, wo sie seit einigen Jahren ihr Atelier hat.

"Mein erlogenes Haus" hat sie die Schau überschrieben, die konsequent um die eigene Wahrnehmung kreist. Wirklichkeit und Erinnerung, sachliche Beobachtung und emotionale Betroffenheit vermischen sich und beeinflussen die vermeintliche Realität. In Bildern, Rauminstallationen und Videoarbeiten ging Anna Matzek konsequent von sich selbst aus.

So filmte sie sich selbst, wie sie auf clowneske Weise Gefühle sichtbar macht. Wechselnde Geräusche vom Band wie unangenehmes Lachen oder Klänge aus dem Mozart-Requiem lenken und beeinflussen dabei die Wahrnehmung während des 15-Minuten-Films. Im Hauptraum der Bunker-Galerie hat Anna Matzek tatsächlich mit Latten und Holzplatten ein "erlogenes Haus" gebaut, dessen Fassade den Raum schräg durchschneidet.

Die Konstruktion wird von zwei offen stehenden Türen gehalten und würde sonst umfallen. Beide Türen haben ihre Geschichte, sie sind alt und gehören in das Elternhaus, das Anna Matzek heute selbst bewohnt. Es gibt einen Punkt, von dem aus man durch beide offene Türen in das Innere blicken und jeweils eine Videoprojektion sehen kann. Rechts laufen Szenen aus einem alten Spielfilm, in dem der Vater der Künstlerin eine Statistenrolle hatte. Das einzige bewegte Erinnerungs-Dokument, das sie ausmachen konnte. Sie kombinierte es mit einem jüngeren Video, das ihre Schwester zeigt.

Auch wenn zwischen beiden Aufnahmen rund 40 Jahre liegen, so verschmelzen sie doch in der Rückschau, sie überlagern sich und verblassen. Vergangenheit ist wenig greifbar und bestimmt doch auf der anderen Seite das heutige Denken und Handeln, weil es Teil der eigenen Persönlichkeit ist.

Und es setzt sich fort von Generation zu Generation. Auch hinter der zweiten Tür laufen zwei sich überlappende Videos, hier ist Anna Matzek bei der Arbeit und ihr Sohn, der wie sein Großvater Emil heißt, tanzt selbstvergessen durchs Bild.

"Avocados züchten" ist der Untertitel dieser ersten Ausstellung von Matzek und weist auf ein seltsames Bedürfnis der Deutschen hin, nämlich exotische Früchte im eigentlich unpassenden Umfeld zu züchten. "Wir haben das auch gemacht", gesteht die Künstlerin. Mit bescheidenem Erfolg. Die zwei gelungenen Pflänzchen bringt sie nur zu den Öffnungszeiten mit, danach kommen sie zurück ins Warme. Die getrockneten Kerne, die sie im kleinen Innenraum auf Regalen auf Wassergläsern zieht, haben aber definitiv keine Chance. Dieser Installation vor fahl-grüner Wand zeigt eine befremdliche und schräge Labor-Situation.

(mkl)
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