Leverkusen Muss das Einsturzhaus abgerissen werden?

Leverkusen · Die Bewohner der Großen Kirchstraße 38 dürfen vorerst nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Unklar ist, ob das Haus, in dem sich starke Risse zeigen, überhaupt stehen bleiben kann. Die Baugrube, die vermutlich der Auslöser war, musste zugeschüttet werden.

Leverkusen: Risse im Anbau - zwei Mehrfamilienhäuser evakuiert
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Risse im Anbau - zwei Mehrfamilienhäuser evakuiert

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Wegen drohender Einsturgefahr haben 16 Menschen aus der Großen Kirchstraße in der Nacht auf Donnerstag ihre Häuser und Wohnungen räumen müssen. Der Anbau des Hauses Nr. 38 ist schräg in Richtung einer Baugrube abgesackt. Tiefe Risse haben sich bis ins Treppenhaus des Vorderhauses gezogen: Als der Enkel des Hausbesitzers die Risse entdeckte, rief er sofort die Feuerwehr.

Die rückte mit 67 Einsatzkräften und 17 Fahrzeugen samt Rettungsdienst an und evakuierte vorsorglich auch das Nachbargebäude Nr. 40. Insgesamt 16 Personen, davon fünf aus dem einsturzgefährdeten Haus, wurden in die Caféteria des St. Josef-Krankenhauses gebracht. Der noch in der Nacht hinzugezogene Statiker hielt das Haus Nr. 38 für nicht mehr standsicher. Deshalb versiegelte die Polizei die Haustüre.

 Jörg Gansau von der Bauaufsicht versiegelte gestern die Baustelle.

Jörg Gansau von der Bauaufsicht versiegelte gestern die Baustelle.

Foto: Miserius, Uwe

Die Bewohner des Hauses Nr. 40 durften in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Mieter aus dem Haus Nr. 38 kamen bei Freunden und Verwandten unter. Mit seinem Rucksack, in den er seine wichtigsten persönlichen Dinge noch in der Nacht aus seiner Wohnung packen konnte, saß am Morgen Wilhelm Naujoks vor dem versiegelten Haus auf einem kalten Mäuerchen. "Ich wollte mal sehen, ob ich wieder in meine Wohnung darf", sagte er. Doch daraus wird vorerst nichts.

Die städtische Bauaufsicht hat verfügt, dass die Baugrube, die für eine Tiefgarage rückwärtig des Hauses ausgehoben worden ist, wieder zuzuschütten. Dann soll abgewartet werden, ob sich das Haus weiter senkt. Erst dann soll entschieden werden, ob es abgerissen werden muss: Das teilte Stadtsprecherin Dr. Ariane Czerwon gestern mit.

Rückwärtig zum einsturgefährdeten Haus sollten an der Adolfsstraße eine Tiefgarage und davor ein Mehrfamilienhaus entstehen. Der Baugrund besteht an dieser Stelle fast ausschließlich aus Sand. Die bereits ausgehobene Grube für die Tiefgarage sollte sogar noch 80 Zentimetzer tiefer werden. Nun muss sie stattdessen wieder komplett verfüllt werden. Die Baugrube grenzt unmittelbar an das Fundament des Hauses Große Kirchstraße 38 an, das aus Backsteinen besteht. Abgestützt wurde mit Holzkonstruktionen und einer kleinen Betonmauer.

Ein Nachbar, der nach eigenen Angaben selbst 40 Jahre lang als Statiker tätig war, sagte unserer Redaktion, die Unterfangung an der Baugrube sei nicht ausreichend gewesen. Deshalb sei das Hinterhaus auch nach hinten abgesackt, wie es an den großen schrägen Senkrissen gut zu erkennen sei. Der 58-jährige Wilhelm Naujoks und die vier weiteren Hausbewohner müssen nun für längere Zeit eine Bleibe finden. Wenn sich das Haus nicht weiter senkt, könnten sie nach einiger Zeit vielleicht noch einige Gegenstände aus den Wohnungen holen, hieß es von der Stadt.

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