Steigendes Interesse Leverkusen führt Islamunterricht an Grundschulen ein

Leverkusen · Zum zweiten Halbjahr soll das Fach zunächst an zwei Leverkusener Grundschulen angeboten werden. Weitere sollen folgen, kündigt das Schulamt an. In NRW wird der Unterricht bereits an 119 Grundschulen angeboten.

 Speziell ausgebildete Lehrer bringen den Kindern den Islam nahe. Der Unterricht ist ebenso wie das Unterrichtsmaterial auf Deutsch.

Speziell ausgebildete Lehrer bringen den Kindern den Islam nahe. Der Unterricht ist ebenso wie das Unterrichtsmaterial auf Deutsch.

Foto: Oliver Berg

Vor vier Jahren wurde an Grundschulen in NRW der "Islamische Religionsunterricht" eingeführt. In Leverkusen soll es ab nächstem Jahr soweit sein. "Ab dem 1. Februar 2017 wird es ihn an zunächst zwei Grundschulen geben", kündigt Schulrat Thomas Wieners an. Welche das sind, will er noch nicht sagen. Fest stehe jedoch schon, dass der Unterricht von einer entsprechend fortgebildeten Grundschullehrerin erfolge, die das Fach zusätzlich übernehme. Sie bleibe weiterhin eine Klassenlehrerin.

Kritik an Islamverbänden

Islamverbände seien an der Einrichtung oder Durchführung des Unterrichts nicht beteiligt, sagt Wieners. Zuletzt hatte es große Kritik an Deutschlands größtem Islamverband Ditib gegeben, weil der sich nicht von einem Comic der türkischen Religionsbehörde Diyanet distanzieren wollte, in dem der Märtyrertod verherrlicht wird. "Der Religionsunterricht wird auf Antrag von Eltern - nicht von Verbänden - an Schulen eingerichtet, sofern Lehrkräfte im Landesdienst mit der Lehrerlaubnis ,Idjaza' zur Verfügung stehen", erklärt der Schulrat.

Praktiziert wird der Unterricht nach Angaben der Bezirksregierung in Leverkusen bereits an der Hauptschule Neukronenberger Straße. An der Theodor-Wuppermann-Schule ist zudem eine Stelle für eine Islamlehrkraft ausgeschrieben.

"Das Interesse ist da. Die Zahl der Schüler in NRW, die am ,Islamischen Religionsunterricht' teilnehmen, steigt", berichtet Torsten Neumann, Sprecher des NRW-Schulministeriums. Dieses Schuljahr werde das Fach bereits an 119 Grundschulen und 81 weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen angeboten.

Mindestens zwölf Schüler müssen teilnehmen

Voraussetzung für die Einführung des Unterrichts ist, dass mindestens zwölf Schüler daran teilnehmen würden. Die Eltern müssen dafür einen schriftlichen Antrag stellen. "Außerdem muss ein Lehrer dafür da sein." Und genau daran hapere es zurzeit. "Es gibt noch nicht so viele, die das Zertifikat haben." Als Studienfach sei die "Islamische Religionslehre" in Münster erst im Herbst 2012 gestartet. Daher werden zurzeit vor allem Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrer angeboten.

"Der Unterricht ist auf Deutsch", erläutert Neumann. Das komme bei den Schülern gut an. "So können sie über die mit der Religion verbundenen Werte auf Deutsch sprechen und dies auch in ihre Familien tragen. Der Unterricht hat damit zugleich einen integrativen Aspekt." In den Jahren zuvor habe es bereits an einigen Schulen in NRW den Versuch "Islamkunde in deutscher Sprache gegeben", die mittlerweile in den "Islamischen Religionsunterricht" umgewandelt worden sei.

Es gibt übrigens neben katholischer und evangelischer Religionslehre und nun auch der islamischen bereits weitere Unterrichtsfächer für andere Konfessionen. "Fest etabliert sind schon die jüdische, die orthodoxe, die syrisch-orthodoxe und die alevitische Religionslehre", berichtet Ministeriumssprecher Neumann. "Außerdem ist in den Regierungsbezirken Köln und Detmold gerade ein Schulversuch gestartet zu mennonitischer Religionslehre."

Dass es an den Leverkusener Grundschulen erst im zweiten Schulhalbjahr mit dem Islamunterricht losgehe, habe einen einfachen Grund. "Wir waren mit den Planungen nicht früher fertig", sagt Schulrat Wieners.

(sug)
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