Leverkusen "Todesautobahn" A1 muss Chefsache werden

Meinung | Leverkusen · Am Mittwoch hat es erneut einen schweren Unfall auf der A1 gegeben. Regelmäßig kommen dort Menschen ums Leben. Minister und Polizeipräsident müssen das Problem jetzt in die Hand nehmen, fordert unser Autor.

Unfall Leverkusen: Transporter übersieht Stauende auf der A1
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Transporter übersieht Stauende auf der A1

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Foto: Uwe Miserius

Die Autobahn 1 zwischen Burscheid und Leverkusen wird als Todesautobahn in die Geschichte eingehen. Das nutzt den Opfern und ihren Angehörigen allerdings herzlich wenig. Fakt ist: Die Autobahnbehörde des Landes NRW und die Polizei Köln bekommen die Lage auf diesem viel befahrenen Autobahnstück seit Jahren nicht in den Griff.

Wer trägt die Schuld?

Jetzt könnten wir natürlich wegen erwiesener Erfolglosigkeit den Rücktritt von NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und von Kölns Polizeipräsidenten Jürgen Mathies fordern. Aber was würde ein Personalwechsel an der Spitze der verantwortlichen Behörden nutzen? Nichts (zumal zumindest Mathies erst vor ein paar Wochen seinen Posten angetreten hat). Sind die beiden Spitzenmanager im öffentlichen Dienst die Schuldigen an der Misere oder die Kraftfahrer? Glaubt man Minister und Polizeichef, dann lassen sie hart an Unfallvermeidungsstrategien arbeiten.

Fakt ist ebenso: Das lange geforderte Tempolimit für dieses A1-Stück steht, es gilt unübersehbar ab Höhe Burscheid. Trotzdem passieren weiter schwerste Auffahrunfälle. Zehntausende Autofahrer und Lenker von Lastwagen missachten täglich die Tempobegrenzung, weil sie den Sinn nicht verstehen. Vor allem, wenn mal kein Stau herrscht. Mit 60 km/h über eine auf Kilometer freie dreispurige Autobahn zu tuckern, dies übersteigt bei fast allen Lkw-Fahrern die Akzeptanzgrenze.

Links rollt der Verkehr, rechts steht er

An eine Situation, die ich selbst erlebt habe, erinnere ich mich mit Grausen. Ich bin auf die A1 an der Auffahrt Burscheid in Richtung Autobahnkreuz Leverkusen aufgefahren. Ein paar Kilometer weiter dann auf der rechten Fahrspur einer der berüchtigten Lkw-Staus. Dass die Lastwagen richtig stillstanden, war schwer zu erkennen. Der letzte Lkw zeigte weder Bremslicht noch Warnblinkanlage. Auf den anderen beiden Fahrbahnen konnten die Pkw ganz normal mit den erlaubten 100 km/h (oder schneller) vorbeiziehen. Bei einem "normalen" Stau wird auf allen Fahrbahnen gebremst, geblinkt, langsam gefahren. Da muss der Autofahrer in der Regel schon komplett abgelenkt sein oder dösen, dass er so etwas nicht erkennt. Die seltene Kombination auf der A1 - rechts absoluter Stillstand, links auf zwei Spuren volles Tempo — macht die Situation so gefährlich. Bei meiner Fahrt kam hinzu: Ich konnte wegen des dichten Verkehrs nicht mehr rechtzeitig auf die mittlere Spur wechseln. Durch eine Notbremsung kam ich noch hinter dem Lkw zum Stehen.

Bei allen objektiven Erkenntnissen von Fachleuten oder subjektiven Einzelmeinungen von Autofahrern sind sich alle bei einem Fakt einig: Solange es diese Staus wegen der Engpässe am Leverkusener Autobahnkreuz gibt, wird es Unfälle und damit Tote und Schwerverletzte geben. Minister und Polizeipräsident müssen die Lösungen für die A1 als absolute Chefsache ansehen. Die bestehenden Konzepte müssen ergänzt werden. Die angekündigten verschärften Tempokontrollen sind nur ein erster Schritt.

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