Leverkusen "Lev liest und boxt" - erst hauen, dann zuhören

Leverkusen · Heute beginnt die 8. Leverkusener Buchwoche. Morgen wird in Opladen vorgeführt, dass boxen und lesen keine Gegensätze sein müssen, wenn beim Schautraining aus der Klitschko-Biografie vorgelesen wird.

 Bernd Müller, Gründungsmitglied des Vereins Boxsport Opladen, betreut die Sportler morgen in den Ringecken.

Bernd Müller, Gründungsmitglied des Vereins Boxsport Opladen, betreut die Sportler morgen in den Ringecken.

Foto: Uwe Miserius

Wohl jeder kennt die Boxer Vitali und Wladimir Klitschko. Dass sie Bücher schreiben, ist eher unbekannt. In ihrer Biografie "Unter Brüdern" heißt es unter anderem: "Boxen ist Hexenkessel, Kolosseum und Circus Maximus, ist archaische Konfrontation, ist Lustgewinn durch Schmerzgewinn". Der einzige Gewinn, um den es aber beim so genannten "Fitnessboxen" geht, ist die Steigerung der Leistungsfähigkeit.

"Kondition und Disziplin stehen an erster Stelle", beschreibt Bernd Müller (62), Inhaber der Trainer C-Lizenz des Deutschen Olympischen Sportbundes, Vorsitzender und Gründungsmitglied des Vereins Boxsport Opladen. Seit 2013 bietet er die Disziplin als Wahlpflichtfach für Mittel- und Oberstufe der Rat-Deycks-Schule an. Dort lernen Schüler unter anderem den respektvollen Umgang mit ihren Partnern. Jeder Mensch trägt Aggressionen in sich. Müllers Schüler lernen, diese zu kontrollieren. Es gibt keinen Platz für Prügeleien. Der Erfolg gibt ihm Recht. Die Teilnehmer haben sich "von einer weinerlichen Chaosgruppe zu einer homogenen Sportgruppe entwickelt."

Lehrer Frank Moog betreut die Gruppe. Nephtali (14) ist einer von zwölf Jugendlichen, der regelmäßig kommt. "Ich möchte gerne fitter werden", begründet der Jugendliche und ergänzt: "Boxen ist aufregender als Ballsport. Es fordert meine ganze Konzentration und Disziplin." Beim Fitnessboxen gibt es gleiche Trainingsmethoden wie beim Amateur- und Profiboxen. Nur Sparring - ein Trainingskampf - wird durch so genannte Partnerübungen ersetzt. "Wichtig sind Treffer, nicht die Wirkung", erläutert Müller. Das heißt: Man schlägt bewusst auf die Deckung, alle Handlungen unter Kämpfern sind abgesprochen. Einige Schüler gehen regelmäßig so weit an die Leistungsgrenze, dass ihre Muskeln vor Anstrengung zittern. "Nach zwei Stunden Training kommt keiner mehr auf dumme Ideen", lacht Müller.

Auf kuriose Ideen kommen sie schon. Denn nun wollen sie Schlagkraft und Poesie mit "Lev liest" verbinden. Durch "Lev liest und boxt" solle deutlich werden, so Moog, dass boxen und lesen keine Gegensätze seien. Er fragt: Lesen Boxer oder boxen Leser?

Zur Demonstration wird in der Sporthalle Haus-Vorster-Straße ein provisorischer Ring aufgebaut, Zuschauer sitzen ringsum auf Bänken. Gezeigt werden Übungen wie Muskelaufbau sowie Schlag- und Verteidigungstechniken. In den Pausen, wenn Müller die Sportler in ihren Ringecken betreut und sie sich erholen, werden Passagen aus Büchern der Klitschko-Brüder gelesen. Als Ehrengast hat sich Yavus Ertürk angesagt, Weltmeister des Jahres 2012 im Weltergewicht.

Die Veranstaltung "Lev liest und boxt" startet morgen, am 24. April um 10.10 Uhr in der Sporthalle der Rat-Deycks-Schule, Haus-Vorster-Straße in Opladen.

(gkf)
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