Leverkusen Lesegewohnheiten der Zukunft

Leverkusen · Professor Norbert Groeben hielt einen Vortrag in der Stadtbibliothek zur Schau "Zeitung - Buch - Film".

 Lesen und Schreiben - egal in welcher Form - sei die Grundlage zur gesellschaftlichen Teilhabe, sagte Norbert Groeben in der Stadtbibliothek.

Lesen und Schreiben - egal in welcher Form - sei die Grundlage zur gesellschaftlichen Teilhabe, sagte Norbert Groeben in der Stadtbibliothek.

Foto: mkl

Verdrängen die Neuen Medien das gedruckte Werk? Vielen Neuerungen wurde schon unterstellt, zu Totengräbern des Buches zu werden: Foto, Radio, Fernsehen und Video, erst recht aber das Internet. Bisher sind diese Prophezeiungen nicht eingetreten, stellte Professor Norbert Groeben von der Universität Heidelberg in seinem Vortrag "Die Zukunft des Lesens" in der Leverkusener Stadtbibliothek fest. Manches befruchtete sich sogar gegenseitig: Bücher wurden verfilmt, und umgekehrt wurden Fernsehserien nachträglich in Buchform veröffentlicht.

Zu bedenken sei, dass gleichzeitig aber der Anteil der Freizeit wuchs, so dass Menschen neben der Mediennutzung doch noch Zeit für das Buch blieb. Der Blick in die Vergangenheit lässt sich relativ gut beschreiben und werten. Schwerer tut man sich mit einem Blick in die Zukunft des Buches. Selbst ein Fachmann wie Groeben, der Psychologie, Germanistik, Philosophie, katholische Theologie und Soziologie studiert hat. Er wurde Inhaber der Lehrstühle für Allgemeine Psychologie und Psycholinguistik, für Allgemeine Psychologie und Kulturpsychologie an der Universität Köln wurde sowie für Allgemeine und Empirische Literaturwissenschaft und lehrt seit 2012 an der Universität Heidelberg.

Sein Vortrag über dieses komplexe Thema war Teil des Begleitprogramms zur Medien-Ausstellung "Zeitung - Buch - Film", die alle drei Leverkusener Geschichtsvereine gemeinsam noch bis zum 19. Juni in der Villa Römer, dem Haus der Stadtgeschichte, zeigen (Haus-Vorster-Straße 6, Öffnungszeiten samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr). Bis zum Sommer folgen weitere Vorträge und als lebendige Zeitzeugnisse mehrere Filmvorführungen historischer Streifen.

Ein Kapitel der Ausstellung ist auch der Stadtbibliothek gewidmet, erinnerte Eva-Marie Urban, die derzeitige kommissarische Leiterin. Sie erklärte den Zuhörern, dass diese Räume inzwischen auch Integrationspunkt geworden sind, denn sie werden regelmäßig von Zuwanderern aufgesucht.

"Wir merken deutlich: Je höher der Bildungsstand der Flüchtlinge, umso selbstverständlicher suchen sie die Stadtbibliothek auf." Es gebe zwar keine Statistik in der die Herkunft der Nutzer festgehalten werde, aber das sei im Alltag deutlich zu beobachten. Stark frequentiert werde die Bibliothek außerdem von Jugendlichen nicht deutscher Herkunft, die Räume und Medien zum Lernen nutzen. Übrigens längst als Mix in Print und digitaler Form.

Prognosen erwiesen sich häufig als falsch. Groeben nannte als Beispiel die Ölpreisentwicklung. Vor allem, wenn es sich um so komplexe Systeme handele wie die Entwicklung der Lesegewohnheiten in einer digitalisierten Welt. Um die Auswirkungen zu beschreiben, müsse man noch zehn bis 15 Jahre warten, wenn die "digitalen Natives" alt genug sind. Egal, ob Buch oder e-Book und Internet, Lese- und Schreibkompetenz seien die Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe. In diesem Sinne wünschte Groeben seinen Zuhörern noch "eine schöne weitere Lese-Lebensgeschichte".

Als nächster Punkt im Beiprogramm ist am Dienstag, 16. Februar, um 19 Uhr ist der Film "Von Caligari zu Hitler" im "Kommunalen Kino" zu sehen. Er handelt von der Epoche des Kinos zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit. Eintritt: fünf Euro.

(mkl)
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