Leverkusen LEG schockt Opladener mit drastischer Mieterhöhung

Leverkusen · Der Wohnblock an der Friedrich-List-Straße soll noch in diesem Jahr umfassend modernisiert werden. Die LEG will einen Teil der Kosten auf die Mieter umlegen. Die Folge: Mieterhöhungen um bis zu 40 Prozent.

 Seit 40 Jahren wohnt Gert Claaßen in dem ehemaligen Bahner-Haus an der Friedrich-List-Straße. Nun sucht er nach einer Alternative.

Seit 40 Jahren wohnt Gert Claaßen in dem ehemaligen Bahner-Haus an der Friedrich-List-Straße. Nun sucht er nach einer Alternative.

Foto: UWE MISERIUS

Als Gert Claaßen zum ersten Mal den Brief der LEG Immobilien AG las, konnte er es kaum fassen. In freundlichem Tonfall kündigt das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf an, das zwölfstöckige Wohnhaus an der Friedrich-List-Straße modernisieren zu wollen - so weit, so gut. Was allerdings danach folgt, sei "wie ein Schlag vor den Kopf", beschreibt der 74-Jährige sein Empfinden. Mehrmals habe er das Papier lesen müssen, um es zu glauben: Durch die Sanierung des Hauses steigt seine Nettokaltmiete von 5,20 auf 7,30 Euro pro Quadratmeter. Insgesamt sind für seine Wohnung künftig etwa 200 Euro mehr pro Monat fällig.

"Meiner Frau und mir bleibt fast nichts anderes übrig, als eine neue Wohnung zu suchen", sagt Claaßen. "Seit 40 Jahren wohnen wir in dem Haus, aber das Geld können wir nicht mehr aufbringen." So wie ihm geht es vielen der 34 Mietparteien in dem 1976 erbauten Wohnblock. Als ehemaliger Eisenbahner fiel er bisher unter den Bestandsschutz. Die Wohnungen gehörten der Eisenbahn-Wohnungsgesellschaft, bevor die Deutsche Annington 2014 den Bestand aufkaufte. Kurz danach übernahm die LEG rund 820 Wohnungen - unter anderem die ehemaligen Bahner-Häuser in Opladen.

Die Kosten für die Sanierung an der Friedrich-List-Straße liegen bei rund 1,5 Millionen Euro. Die ohnehin brüchige und seit geraumer Zeit durch ein Netz "gesicherte" Fassade soll gedämmt werden. Ebenfalls geplant sind neue Fenster. Die Balkone erhalten zudem Fensterelemente, was dazu führt, dass 50 Prozent des Balkons auf die Wohnfläche angerechnet werden. Die LEG verspricht sich davon eine Reduzierung der Heizkosten. Hinzu kommen einige Instandhaltungsarbeiten wie zum Beispiel am Flachdach. Im Juli sollen bereits die Handwerker anrücken und bis zum Ende des Jahres fertig sein. Danach greift dann die deutliche Mieterhöhung.

"Leider ist das kein Einzelfall", sagt André Juffern, Geschäftsführer des Leverkusener Mietervereines. Bei ihm häufen sich Anfragen von LEG-Mietern - nicht nur aus Opladen. In der aktuellen Vereinszeitung hat er einen offenen Brief verfasst, der Versäumnisse und Verfehlungen des Unternehmens im Stadtgebiet auflistet. Nach §559 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) sei es allerdings erlaubt, bis zu elf Prozent der Sanierungskosten auf die Mieter umzulegen. Der "Modernisierungsparagraph" ist zwar umstritten, aber nach wie vor in Kraft. "Das ist Recht und Gesetz", sagt Juffern. Wehrlos seien Mieter trotzdem nicht. Er rät zu einem Widerspruch bis zum Ende des Folgemonats nach Erhalt des Schreibens.

Die LEG beruft sich auf die Gesetzeslage und beschwichtigt: "Wir haben von den gesetzlich möglichen umlegbaren 4,10 Euro auf zwei Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter verzichtet, um unsere Mieter finanziell nicht zu überfordern", teilt Unternehmenssprecher Mischa Lenz mit. "Wir legen die Kosten also nur teilweise und mit Augenmaß um." Außerdem suche man das Gespräch mit Mietern, die sich die angepassten Preise nicht mehr leisten können, um günstigere Wohnungen im LEG-Bestand zu vermitteln.

(RP)
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