Leverkusen Landespreis und Abi-Bestnote für eine Arbeit über Hexenverfolgung

Sven Jentzsch hat jetzt im Bonner Haus der Geschichte eine Auszeichnung erhalten. Der Lise-Meitner-Schüler hatte sich für einen von 73 Landespreisen im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten qualifiziert. "Durch das Feuer vom Leben zum Thodt gebracht", lautet der Titel seiner 60-seitigen Arbeit, in der er die soziale Stellung der Hexen am Beispiel von Odenthal beschreibt.

Noch wichtiger als das gute Abschneiden im Wettbewerb ist für ihn die Tatsache, dass er mit diesem Beitrag seine Abiturnote aufwerten konnte. Als "besondere Lernleistung" konnte er die Facharbeit einreichen, die als fünftes Prüfungsfach gewertet wurde. Für die Arbeit, die er mit einem Film ergänzt hat, und eine mündliche Prüfung gab es die Bestnote: 15 Punkte.

An manchen Stellen gäbe es noch etwas zu verbessern, meint er selbstkritisch. Leider drängte die Zeit zum Abgabetermin, und nebenher musste er fürs Abi lernen. Ursprünglich hatte er für die Abiarbeit Ahnenforschung betreiben wollen. Aber als ihn Lehrerin Silke Haas auf den Wettbewerb aufmerksam machte, entschied sich Sven anders, denn da war das Oberthema vorgegeben: "Anders sein, Außenseiter in der Geschichte", hieß es.

Er erinnerte sich an den Hexenbrunnen in Odenthal und begab sich auf Spurensuche. "Ich habe erst oberflächlich recherchiert und dabei gemerkt, dass dieses Thema etwas hergibt", erzählt er. Im Stadtarchiv Bergisch Gladbach fand er die meisten Quellen, zudem habe er einen Forscher in Bonn kontaktiert. Denn Ausgangspunkt war zwar die Hexenverfolgung in Odenthal, aber Sven Jentzsch betrachtet sie im allgemeinen Kontext. Während seiner Recherchen hat er bemerkt, dass es nicht extrem viele Prozesse gab. Tatsächlich wisse man nur von acht Hexenprozessen, von den meisten Opfern sei wenig bekannt.

Die meisten Informationen fand er über Katharina Güschen oder "Scheuers Tring", die 1613 als Hexe verbrannt wurde, nachdem sie unter der Folter gestanden hatte. Schon ihre Großmutter und zwei Tanten endeten auf dem Scheiterhaufen. Ihre Mutter wurde als Hexe beschuldigt, starb aber vor dem Urteil eines natürlichen Todes. In Nittum stand höchstwahrscheinlich das Häuschen der Katharina, das, vor dem Verfall gerettet, nun in einem Freilichtmuseum wiederaufgebaut werden soll. Jentzsch hat die Orte abgefilmt, außerdem Quellen abgelichtet und ein Interview mit dem Forscher Thomas Becker aufgenommen. Ein 20-minütiger Film entstand. "Aber der ist populärwissenschaftlich, eine einfache Dokumentation", sagt der Abiturient. "Im Gegensatz zu der soliden wissenschaftlichen schriftlichen Arbeit", fügt er hinzu. Chancen auf einen Bundespreis rechnet er sich allerdings nicht aus. Dafür sei die Konkurrenz zu gut.

(mkl)
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