Leverkusen Kurzweiliges Konzert auf Luthers Spuren

Leverkusen · Martin Luther saß schon lange vor Beginn an seinem Arbeitstisch, während Kinder, Jugendliche und Erwachsene nach einem Platz in der Wiesdorfer Christuskirche suchten. Er blätterte währenddessen in der Bibel, die Schreibfeder in der Hand, um den Text in die deutsche Sprache zu übersetzen. Jeder sollte sie lesen können, nicht nur die wenigen Privilegierten, die der lateinischen Sprache mächtig waren. Doch bevor er selbst zu Wort kam und den Kern seiner Anliegen erklären konnte, sollten die Zuhörer ein wenig vertraut gemacht werden mit den Lebensumständen jener Zeit vor 500 Jahren.

Und das geht am besten, wenn man zwei Frauen auf dem Markt belauscht. Das hat sich jedenfalls Kirsten Prößdorf gedacht, von der das Konzept zu einem Familienkonzert auf den Spuren von Martin Luther stammt, passend zum Jahr des 500. Reformationsjubiläums. Nach ähnlichen Konzertprogrammen zu Bach und Haydn in den beiden vergangenen Jahren mochte sich mancher gewundert haben, denn Luther war schließlich kein Komponist. Jedenfalls nicht in erster Linie, doch hat er Kirchenlieder geschrieben, um so Bibeltexte weiter zu verbreiten. Und zwei wurden exemplarisch von allen Besuchern gemeinsam gesungen, begleitet von Kantor Bertold Seitzer an der Orgel.

Ansonsten hat Kirsten Prößdorf, die sowohl den Nachmittag in Wiesdorf als auch die Wiederholung am Sonntag in Schlebusch moderierte, eine ganze Reihe von Mitwirkenden mobilisiert. Zum Beispiel Kaspar Dedy als Martin Luther, Robert Vigelius als dessen Verbündeter Philipp Melanchton und Alhem Guizani in der Rolle der Nonne Katharina von Bora und späteren Ehefrau Luthers. Sie und weitere Mitglieder der Freien Theatergruppe des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums (Leitung Edith Englich) machten die historischen Figuren in kurzen Spielszenen lebendig.

Gesangsschülerinnen und Mandolinenspieler der Musikschule ließen zarte Instrumental- und Vokalstücke des 15. und 16. Jahrhunderts erklingen. Das Streichorchester der Musikschule Leverkusen spielte zur Einstimmung unter der Leitung von Klaus Müller Musik von Josquin Desprez, die zu Luthers Lebenszeit entstanden ist. Kinder der JEKISS-Chöre der Grundschulen Burgweg und der Sternenschule sangen bekannte Volkslieder, wie sie vielleicht auch im Wohnzimmer von Luthers gesungen wurden, wo Hausmusik an der Tagesordnung war.

Überhaupt sei der Reformator entscheidend für die Entwicklung der Kirchenmusik gewesen, lernten die Konzertbesucher und hörten von den Kantoreien der evangelischen Gemeinden Wiesdorf und Schlebusch prominente Beispiele wie etwa Händels "Halleluja" aus dem Oratorium Messias oder das "Dies irae" aus dem Mozart-Requiem, das 200 Jahre später immer noch die Angst vor Höllenqualen vermittelte, die zu Luthers Zeiten für reißenden Absatz der Ablasszettel gesorgt hatte. Es war ein kindgerechter, kurzweiliger und zugleich informativer Streifzug durch das Leben von Martin Luther.

(mkl)
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