Leverkusen Künstlerbunker ganz in Bauhaus-Stil getaucht

Leverkusen · Gastkünstlerin Alrune Sera zeigt in Opladen an diesem Wochenende die Kurzausstellung "Raum - Linie - Farbe". Die Arbeiten gehören überwiegend zu ihrem praktischen Bachelor-Examen.

 Alrune Sera öffnet in ihren Werken ursprünglich reale Räume soweit, dass jeder Betrachter selbst Interpretationsfreiheiten hat.

Alrune Sera öffnet in ihren Werken ursprünglich reale Räume soweit, dass jeder Betrachter selbst Interpretationsfreiheiten hat.

Foto: Ralph matzerath

Die Aufnahmen könnten beinahe an diesem Ort entstanden sein. So ist jedenfalls der erste Eindruck beim Betreten der Kurz-Ausstellung "Raum - Linie -Farbe", die von heute bis Sonntag im Künstlerbunker Karlstraße zu sehen ist. Der Titel gibt die Zutaten vor, aus denen die Gast-Künstlerin Alrune Sera ihre Arbeiten geschaffen hat, die bis auf einige Ausnahmen Teil ihres praktischen Bachelor-Examens an der Bergischen Universität Wuppertal sind.

"In meinem ersten Leben bin ich Bühnenbildnerin", erzählt sie. Nach dem Studium in Maastricht hat sie acht Jahre lang an einem Theater gearbeitet. Im Erststudium wurde ihr stark grafischer Ansatz oft kritisiert, jetzt hatte sie alle Freiheiten, und die hat sie auch genutzt, um ursprünglich reale Räume so weit zu öffnen, dass jeder Betrachter die Freiheit für seine eigene Sichtweise und Interpretation hat.

Andererseits sind sie, im Gegensatz zur rein dokumentarischen Abbildung emotional aufgeladen. Das erreichte sie nicht erst bei der künstlerischen Verarbeitung ihrer eigenen Fotografien. Bereits der Akt des Fotografierens wurde von rein grafischen Gesichtspunkten bestimmt.

Die passenden Objekte fand Alrune Sera im Bauhaus, konkret in der rekonstruierten Dessauer Meisterhaussiedlung. Sie suchte besondere Sichtachsen im 2014 fertig gestellten Gropius-Haus, das nach historischen Zeichnungen und Modellen errichtet wurde. Eine Aufnahme zeigt sie tatsächlich im unbearbeiteten Original.

Am Eingang der Bunker-Galerie ist eine Arbeit zu sehen, in der sie davon Teile neu arrangierte. Durch mehrfache transparente Überlagerungen entstand eine ganz neue Konstruktion, die als Sprungturm, Treppenhaus oder Fabrikationshalle gelesen werden kann.

In der ausgiebigen Beschäftigung mit dem Siebdruck, auch davon gibt es hier einige Beispiele, hat die Künstlerin Sicherheit die Möglichkeiten des Mehrfachdruckes erforscht. Für die Examensarbeiten hat sie diese auf den Tintenstrahldruck übertragen, dadurch aber eine völlig andere, leichtere und flüchtigere Wirkung erzielt. Bis zu 17 Mal sind einige Blätter durch den Drucker gelaufen. Manchmal wurde das ursprüngliche Motiv gespiegelt, vor allem aber verschoben, so dass Licht- und Schatteneffekte neue irreale Räume schaffen. Manchmal auch nur minimal verschoben, was eine gewisse Unschärfe zur Folge hat.

Sowohl durch Reduktion als auch durch gezielte und vorsichtige Zugabe von Farbe bearbeitete Alrune Sera ihre Grafiken. Außerdem experimentierte die Künstlerin ausgiebig mit verschiedenen Papiersorten, glänzend oder matt, reinweiß oder gegraut, bis sie die optimalen Bedingungen für ihre fiktiven Räume gefunden hatte.

Bewusst hat Sera sich bei dieser Ausstellung beschränkt, so dass jedes Bild den nötigen Freiraum hat und die Arbeiten dennoch kommunizieren. Auch mit dem Ausstellungsraum übrigens, der selbst Bauhaus-Qualitäten zeigt und auf einmal so viel leichter wirkt.

Die Vernissage ist heute um 19 Uhr im Künstlerbunker Karlstraße 9. Öffnungszeiten Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

(RP)
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