Leverkusen Kommern, Kesselhaken, Kanthölzer

Leverkusen · Im Freilichtmuseum im Eifelörtchen Kommern wird lebendig, wie Rheinländer seit dem 15. Jahrhundert gelebt haben.

 Wie aus dem Märchen entsprungen sieht es im Freilichtmuseum an den allermeisten Stellen, hier in der Baugruppe Eifel, aus. Das Leben hinter den hübschen Fachwerkwänden dürfte mitunter aber beschwerlich gewesen sein.

Wie aus dem Märchen entsprungen sieht es im Freilichtmuseum an den allermeisten Stellen, hier in der Baugruppe Eifel, aus. Das Leben hinter den hübschen Fachwerkwänden dürfte mitunter aber beschwerlich gewesen sein.

Foto: Michael Faber/LVR

Als die Oma prüfend Hand anlegt an den Kesselhaken, schreitet die Enkelin ein: "Oma. Nur gucken, nicht anfassen. Wir sind im Museum", klärt die Kleine auf. Die Frage, wie die Frauen früher den heißen Topf am Kesselhaken einen Zahn höher oder tiefer befördert haben, bleibt im Raum stehen. Einem alten Raum mit Fachwerkwänden und enger Wendeltreppe in die obere Etage, riesiger Schwelle am Eingang und winzigen Fenstern.

Das Trio, Pardon, Quartett, denn eine weitere Frau gehört noch zum Grüppchen, wandert weiter. Von der Eifel mit der Kesselhakenfrage sind es nur ein paar hundert Meter bis zum Westerwald. Den Niederrhein und das Bergische haben die Damen auch schon inspiziert. Der Wechsel von einer Region zur anderen geht ganz flott. Das Staunen und (Be-)Wundern vor Ort dauert ein Weilchen, so viel ist zu entdecken im Freilichtmuseum Kommern des Landschaftsverbandes Rheinland. Höfe und Häuser, Scheunen und Schuppen, Wiesen und Obstbäume, gutmütige Kolosse von Kaltblutpferden, meckernde Ziegen mit weise wirkenden Bärtchen und frech abgesplittertem Horn, schnatternde Gänse auf dem Dorfteich, Schmiede und Tante-Emma-Laden...

Wer den Weg vom Parkplatz bergan zum Museumseingang und weiter hinauf in den ersten Gebäudekomplex geschafft hat, taucht in die Welt vergangener Tage ein. Wie Menschen früher im Rheinland gelebt habe, wie sie gearbeitet haben, erfährt das Damen-Quartett, wie die anderen Besucher auch, nicht nur übers Sehen, sondern auch über andere Sinne. Übers Riechen zum Beispiel von Mist in den Pferdeställen oder von frisch gebackenem Brot aus dem Backhaus.

Das liegt im selben Gebäude wie das Schulhaus. Und dort lässt sich das ehemalige Pennälerleben auch durch Fühlen erfahren: auf einem Kantholz knieend etwa, so wie Schüler, die etwas ausgefressen hatten, es früher tun mussten. Das tut ganz schön weh an den Knien.

65 historische Gebäude aus der ehemaligen preußischen Rheinprovinz verteilen sich in regionalen Baugruppen auf dem 95 Hektar großen Gelände. Neben Bauernhöfen, Werkstätten, Wind- und Wassermühlen gibt es auch einen Tanzsaal (im Westerwald) und eine Kapelle (in der Eifel), dazu Obst- und Bauerngärten, Äcker, Weiden, Sonderausstellungen in einem separaten Museumsbereich. Nebendran etwa ein Quelle-Fertighaus aus den 60er Jahren und eine gelbe Telefonzelle. Auch dies gehört zur Geschichte des Rheinlands. All das macht nachvollziehbar, wie Menschen seit dem Ende des 15. Jahrhunderts ihr Leben gemeistert haben. Und manches Mal darf der Besucher auch richtig Hand anlegen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort