Leverkusen Kokain, Alkohol, Nötigung - und der gespielte Herzanfall einer Prostituierten

Leverkusen · Im Kokain- und Alkoholrausch bestellt sich ein 38-jähriger Leverkusener frühmorgens eine Prostituierte in seine Wohnung. Die Telefonnummer, sagt er, habe er zufällig im Internet gefunden. Als die Frau ankommt, will sie vorab das Geschäftliche regeln. Der Freier jedoch verneint und gibt an, dass er für Sex nicht bezahlen kann und will.

"Ich hatte an dem Tag 500 Euro nur für Drogen und Alkohol ausgegeben - und war pleite", erzählt er dem Richter. Rund neun Monate nach dem verhängnisvollen Novembermorgen in seiner Wohnung muss er sich wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten.

Den Tathergang fasst der Staatsanwalt wie folgt zusammen: Der Mann stieß die Frau kurz nach der Ankündigung, sie nicht bezahlen zu wollen, auf seine Couch und fasste an ihre Brüste. Sie jedoch wehrte sich, und er ließ zunächst von ihr ab. Dann jedoch rief sie um Hilfe - und dem Mann brannten die Sicherungen endgültig durch. Er zerrte die Frau an ihren Haaren in sein Schlafzimmer, warf sie auf das Bett und zog ihr die Hose runter, um sei unsittlich zu berühren. Es ist wohl nur einer vorgespielten Herzattacke der Prostituierten zu verdanken, dass es für sie nicht noch schlimmer kam. Er ließ von ihr ab, und sie konnte aus der Wohnung entkommen.

Die Erklärungen des Angeklagten, der die Tat nur in Details abstritt und ansonsten geständig war, sind relativ wirr. Er habe plötzlich Angst gehabt, dass die Schreie von jemandem gehört worden seien. "Ich hatte noch eine Menge Kokain und dachte, dass jeden Moment die Polizei kommt", sagt er. Der vermeintliche Herzanfall habe ihn dann so verunsichert, dass er in Panik geraten sei. "Regelrechte Paranoia" sei das gewesen. Ohnehin seien seine Erinnerungen nur noch bruchstückhaft. "Ich hatte sehr viel konsumiert", sagte der Angeklagte. Er sei "völlig enthemmt" gewesen und schäme sich sehr.

Um der Geschädigten eine Aussage zu ersparen, die sie dazu gezwungen hätte, die Details zu schildern, räumte er die Tat ein. Sein Leben habe seitdem eine positive Wendung genommen. Kurz nach der Tat schrieb er der Frau einen Entschuldigungsbrief. Danach begab er sich erst in einen Entzug, dann in eine Therapie, die bislang andauert. "Der Vorfall hat mir klar gemacht, dass es so nicht weitergehen kann", betonte der 38-Jährige unter Tränen. Einschlägig vorbestraft ist er nicht.

Das Gericht verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten - ausgesetzt zur Bewährung. Die Strafe ist an regelmäßige Drogenkontrollen gekoppelt. "Sie wollten heute reinen Tisch machen und haben nichts verheimlicht oder beschönigt", sagte der Richter. Die Tat im November habe ein anderer Mann begangen als der, der nun vor ihm sitze. "Sie sind auf einem guten Weg - bleiben Sie dabei."

(RP)
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