Leverkusen Klinikum wird zum Bauchdecken-Zentrum

Leverkusen · Mit einem Siegel der Deutschen Hernien-Gesellschaft ist der erste Schritt in Richtung eines Zentrums für die operative Behandlung von Schwachstellen in der Bauchdecke gemacht. Ziele: viele Operationen und kurze Krankenhausaufenthalte.

 Sie sind Spezialisten für Schwachstellen oder Lücken: Wenn ein Patient Probleme mit der Bauchdecke hat, helfen Dr. Dirk Antoine (l.) oder Prof. Karl-Heinz Vestweber mit Netzverstärkungen.

Sie sind Spezialisten für Schwachstellen oder Lücken: Wenn ein Patient Probleme mit der Bauchdecke hat, helfen Dr. Dirk Antoine (l.) oder Prof. Karl-Heinz Vestweber mit Netzverstärkungen.

Foto: Uwe Miserius

Die wichtigste Frage vorab: Worum geht es eigentlich? "Hernien sind Lücken und Schwachstellen in der Bauchwand", erklärt Dr. Dirk Antoine. Der erfahrene Chirurg und Geschäftsführer für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie im Klinikum Leverkusen nennt Beispiele: "Diese Schwachstellen zeigen sich vor allem bei Leisten-, Narben-, sowie Nabelbrüchen und müssen operativ behandelt werden." Selten sei das nicht - im Gegenteil. Insgesamt, schätzt er, gebe es jeden Tag einen bis zwei Eingriffe dieser Art am Klinikum Leverkusen. Im Jahr seien es mehr als 500.

Grund genug für das Krankenhaus, interne Abläufe zu verbessern und sie sich von der Deutschen Hernien-Gesellschaft besiegeln zu lassen - als ersten Schritt Richtung eines Hernien-Zentrums. Hauptziele seien dabei mehr Komfort und mehr Sicherheit für Patienten, betont Prof. Karl-Heinz Vestweber, Direktor der Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie. "Es handelt sich um eine der häufigsten Operationen, die wir durchführen. Umso wichtiger ist es, die Abläufe zu strukturieren und zu verbessern."

So gibt es unter anderem nun eine Hernien-Sprechstunde und die Teilnahme an einem bundesweiten Register, die eine zuverlässige Verlaufskontrolle ermöglicht - vor allem in der Nachsorge. "Patientenfaden" nennt Vestweber das. "Wir wollen wissen, wie es dem Patienten nach der Operation ergeht. Strukturierte Nachsorge ist ein wichtiges Element." Dabei helfe die Hernien-Gesellschaft. Ebenfalls im Paket ist eine regelmäßige Qualitätskontrolle in dem Bereich.

Die Verantwortlichen der Klinik machen auch keinen Hehl daraus, dass sie sich von den Verbesserungen auch einen Vorteil "am Markt" verschaffen, wie es Andreas Weiß, Prokurist und Bereichsleiter für Finanzen und Qualitätsmanagement, umschreibt. Im Postleitzahlbereich mit 513 als erste Ziffern strebe er ein Wachstum von rund zehn Prozent an, wenn es um Hernien-Operationen geht. "Man sollte aus unserem Einzugsgebiet nicht nach Köln oder sonst wohin fahren müssen, um diesen vergleichsweise kleinen Eingriff vornehmen zu lassen." Ziel sei es, so viele wie möglich in Leverkusen zu operieren: "Die Patienten sollen zu uns kommen, weil die Qualität hoch ist und wir die beste Versorgung bieten." Die strukturierte Nachsorge diene zudem dazu, die Verweildauer im Krankenhaus möglichst zu verkürzen. Schon jetzt liegt sie bei Hernien-Operationen im Schnitt bei maximal zwei Tagen.

"Das Ganze ist eingebettet in das OP-Zentrum, das vor Ort entstehen soll", sagt Weiß. Derzeit laufen Bauarbeiten auf dem Gelände, um den Bereich der "ambulanten Kurzzeitchirurgie" auszubauen. Neben Hernien zählen viele Eingriffe zu dieser Kategorie - unter anderem auch Krampfaderentfernung oder Operationen an der Hand.

"Dabei geht es nur um längerfristig planbare Eingriffe und nicht um Notfälle", sagt Antoine. Für ihn ist das der erste Schritt, ein Hernien-Zentrum in Leverkusen zu bilden. "Weitere entsprechende Zertifizierungen werden folgen."

(RP)
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