Leverkusen Klenke-Quartett mit ehrlicher Musik

Leverkusen · Kein noch so begabter Komponist kann ein Werk nur aus sich selber schaffen. Genie und Begabung entwickeln sich in der Beschäftigung mit bedeutenden Vorgängern. Dass die Gegenwart auf den Schultern der Tradition steht, war sowohl für Mozart, als auch Mendelssohn Bartholdy eine Selbstverständlichkeit. Beide ließen sich durch die Beschäftigung mit hochgeschätzter Musik zu eigenem Schaffen inspirieren. Relativ tongetreu arrangierte Mozart Fugen aus Bachs "Wohltemperiertem Klavier II" für die Besetzung eines Streichquartetts. Mit diesem Vermächtnis von zwei Titanen der Musikgeschichte eröffnete das Klenke-Quartett am Sonntagmorgen das letzte Kammerkonzert dieser Spielzeit bei KulturStadtLev und interpretierte damit das Saison-Thema "Spiel ohne Grenzen?" auf seine Weise.

 Das Klenke-Quartett gastierte auf Schloss Morsbroich und beendete damit die Kammermusik-Reihe der Saison.

Das Klenke-Quartett gastierte auf Schloss Morsbroich und beendete damit die Kammermusik-Reihe der Saison.

Foto: Uwe Miserius

Die vergleichsweise strenge formale Struktur der meisterhaften Bachschen Fugen ließ sich in der Aufteilung der Stimmen auf verschiedene Instrumente gut verfolgen. Die vier Musikerinnen, die seit Ensemblegründung 2003 einen homogenen Klangkörper entwickelt haben, setzten aber auch auf transparentes und durchsichtiges Spiel, das trotz seiner Leichtigkeit nie oberflächlich oder ausschließlich technisch-virtuos erschien.

Tiefe und ernste Empfindung ist ihr Qualitätsmerkmal, weder durch Rührseligkeit noch durch übertriebenes Pathos getrübt. Diese Musik ist so ehrlich, dass sie unmittelbar das Herz der Zuhörer im ausverkauften Spiegelsaal erreichte. Außerdem sind sich die Geigerinnen Annegret Klenke und Beate Hartmann, Bratschistin Yvonne Uhlemann und Cellistin Ruth Kaltenhäuser einig in der Interpretation ihres Programms. Noch stärker vermittelte sich das beim nuancenreichen Spiel von Mendelssohns Streichquartett a-moll op. 13. Auch dieses Werk zeugt vom intensiven Studium der alten Meister. Auf Beethovens spätes a-moll-Quartett op. 132 bezog sich der Jüngere in formaler und satztechnischer Hinsicht. Das Klenke-Quartett bezauberte mit spannungsreichem, kraftvollem, energischem Spiel und mit inniger Melodieführung und ergreifender Ruhe. Das etwas sperrige ursprüngliche Beethoven-Quartett folgte im Original als großes Finale.

Und damit war zugleich auf die nächste Spielzeit 2015/16 verwiesen: Die neue Reihe der KlassikSonntage wird am 27. September mit Beethovens 1. Sinfonie C-Dur eröffnet.

(mkl)
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