Leverkusen Klassikmusik amüsant erklärt

Leverkusen · Ernste Musik für junge Leute? Im Ansatz ist ein "Nein" als Antwort zu erwarten. Dirigent Christoph Spering zeigte in der Gesamtschule Schlebusch, wie sich Jugendliche (und deren Eltern) für Beethoven & Co begeistern lassen.

Ernste Musik für junge Leute? Im Ansatz ist ein "Nein" als Antwort zu erwarten. Dirigent Christoph Spering zeigte in der Gesamtschule Schlebusch, wie sich Jugendliche (und deren Eltern) für Beethoven & Co begeistern lassen.

SCHLEBUSCH Nanu, da stimmt doch was nicht. Auf dem Programm stand eindeutig Beethovens vierte Sinfonie, aber da klingen doch die viel zitierten Schicksalsschläge, mit denen seine viel populärere Fünfte, die so genannte Schicksalssinfonie beginnt. Wer hier zweifelt, befindet sich auf der richtigen Fährte, die Dirigent Christoph Spering legte, um Jugendliche und deren Eltern an klassische Musik heranzuführen. Nach dem Motto "wenn der Berg nicht zum Propheten kommt..." hat der Musikvermittler ein neues Format gefunden, mit dem er sein Anliegen weiterträgt.

Neben dem ganz normalen Konzertbetrieb gehen Spering und sein Ensemble "Das Neue Orchester" in die Schulen und machen dort Aula oder Mehrzweckhalle für zwei Stunden zum Konzertsaal. So ganz lässt sich das Feeling nicht immer übertragen, denn in einem extrem trockenen, mit Teppichboden ausgelegten Raum wie dem Pädagogischen Zentrum der Schlebuscher Gesamtschule wird der Klang schon geschluckt, bevor er sich so recht entwickeln und mischen kann. Dafür sind die Feinheiten besonders gut zu hören, was durchaus im Sinne Sperings ist, der den ersten Teil der Veranstaltung moderierte und dazu eine Fülle von kurzen Ausschnitten anspielen ließ.

Handy-Klingelton

Nicht nur aus Beethovens Vierter, um die es hier ging. Zur Einführung zitierte man Bekannteres aus dessen Schaffen, das in Film oder Werbung Verwendung fand und als Handy-Klingelton herunter geladen werden kann. Dass E-Musiker auch anderes können und die Übergänge zwischen E und U ohnehin manchmal fließend sind, erheiterte die Zuhörer besonders. Mit dem Material aus Beethovens Menuett-Satz improvisierte das Orchester im Stile eine Tanzkapelle. Und an dieser Stelle nahm man es mit den ansonsten konsequent genutzten historischen Instrumenten nicht so genau; der Oboist tauschte sein Rohrblatt gegen ein Saxophon. Beethoven hätte es geliebt, wenn es zu seiner Zeit schon erfunden gewesen wäre, behauptet Spering.

Überhaupt ging es in dieser etwas anderen Musik-Schulstunde ziemlich amüsant zu. Mit einleuchtenden Bildern und zeitgemäßen Vergleichen erklärte der Dirigent Biografisches, Musikgeschichtliches oder Erklärendes zu Form und Aufbau. Die Erfindung des seligen Herrn Melzel, das Metronom, legte er allen I-Phone-Besitzern nahe, die sich ein entsprechendes "App" herunterladen und damit die Tempi kontrollieren können.

Spering liebt sie immer ein wenig schneller, die Begründung ist einleuchtend, wenn auch nicht ganz ernst zu nehmen: "Dann können wir alle früher nach Hause und die Musiker lieben mich dafür." An diesem Abend wollte niemand schnell nach Hause, denn zum zweiten Teil zogen sich die Musiker um. Da folgte die eigentliche Aufführung, wie es sich gehört im schwarzen Konzertdress, auf dass nichts ablenke von der Musik.

(RP)
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