Leverkusen Kinderfotos - weder niedlich noch unbeschwert

Leverkusen · Bayer Kultur zeigt ab Sonntag eine Ausstellung mit Bildstrecken von Achim Lippoth: Geschichten über das Kindsein.

 Fotograf Achim Lippoth hat in seiner Bilderserie "Ride off" junge Briten festgehalten, die sich nicht per Fahrrad, sondern per Pferd fortbewegen.

Fotograf Achim Lippoth hat in seiner Bilderserie "Ride off" junge Briten festgehalten, die sich nicht per Fahrrad, sondern per Pferd fortbewegen.

Foto: Achim Lippoth

Das Leben ist kein Kinderspiel, auch nicht, wenn man noch klein ist und scheinbar behütet in Europa aufwächst. Achim Lippoth hat Kinder mit der Kamera beobachtet und erzählt in seinen fotografischen Reihen "Geschichten über das Kindsein". So der Titel der weder fröhlich noch unbeschwert wirkenden Einzelausstellung, die Bayer Kultur dem hochdekorierten Fotografen widmet.

Seine Bilder und "Storytellings" kennen viele, sei es aus Abdrucken in Tageszeitungen oder Lifestyle-Magazinen wie das von ihm herausgegebene "kid's wear". Als freier Fotograf wurde er in Deutschland zuletzt 2005 in Ludwigshafen gezeigt. Zeit für eine Neuauflage mit aktueller Ergänzung, meint die Kunstreferentin Andrea Peters. Den Aufbau hat Lippoth selbst begleitet, auch zur Eröffnung am Sonntag wird er anwesend sein. Oben im Probenfoyer sind ältere, präzise inszenierte Bilderstrecken zu sehen, die mit gesellschaftlichen und kunsthistorischen Bezüge arbeiten. Die beispielsweise von Rollenerwartungen sprechen wie Aufnahmen vom Nachwuchs der Blauen Funken in Köln. Pose, Setting und Gesichtsausdrücke vermitteln den Ernst der Sache. Sie erinnern an die steifen Porträts von Königskindern in der Kleidung Erwachsener.

Lippoth arbeitet mit größter technischer Präzision und überlässt kein Detail dem Zufall. Auch nicht bei seinen Reportagen auf Reisen und den jüngeren, freien Bildgeschichten, für die er geduldig auf den richtigen Moment zum Auslösen wartete. Auf Nachbearbeitung verzichtet er weitgehend.

In jedem Fall spielen Kinder bei ihm die Hauptrollen, Erwachsene tauchen allenfalls am Rande auf. Die Kinder sind stets ganz bei sich, in natürlicher Bewegung ohne verniedlichende Klischees. Die Bilder spiegeln tiefen Ernst wider, Abgründiges oder Melancholie, aber auch ungeheure Energie, Lebensfreude und hintergründigen Humor.

Manches erscheint aus der Zeit gefallen oder wie aus einer anderen Welt. Etwa die Jungen aus der Nähe von Liverpool, deren normales Fortbewegungsmittel Ponys sind und die so gar nicht zum Mädchentraum auf einem Pferderücken passen wollen. Seit seinem Kunststudium in Köln vor fast 25 Jahren hat Achim Lippoth die Fotografie weiterentwickelt und wurde dafür mit internationalen Preisen ausgezeichnet wie Silberner Löwe und Epica Award.

Eröffnet wird die Ausstellung "Achim Lippoth: Geschichten über das Kindsein" am morgigen Sonntag, 19. März, um 11 Uhr im Erholungshaus, Nobelstraße 37. Öffnungszeiten (bis 11. Juni) samstags, sonn- und feiertags 11 bis 17 Uhr. Öffentliche Führungen am 1. und 3. Sonntag im Monat um 11.15 Uhr; Führungen "Art after Work" am 6. April und 15. Mai, jeweils 18 Uhr. Neu erschienen ist ein Künstlerbuch zum Preis von 35 Euro.

(mkl)
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