Leverkusen Keime: Kliniken und Heime in Leverkusen sind "blitzsauber"

Leverkusen · Wenn Prof. Martin Exner an das Rednerpult tritt, kann es schnell gruselig werden. Ebenso eloquent wie informativ redet er über "hochgefährliche Gegner, die jeden von uns betreffen können."

 Verdeutlichte die Gefahr der Keime: Prof. Martin Exner.

Verdeutlichte die Gefahr der Keime: Prof. Martin Exner.

Foto: Fritsch/Stadt

Es handele sich um eine "wachsende Gefahr", die sich ständig wandele und neu definiere. Gemeint sind multiresistente Erreger (MRE), die gegen die Behandlung mit Antibiotika immun sind und kaum behandelbare Infekte auslösen können.

"Wenn wir uns in Zukunft darauf verlassen wollen, dass Infektionen ihren Schrecken weitgehend verloren haben, müssen wir dringend handeln", lautet seine nüchterne Aussage. Die Therapierbarkeit mit Antibiotika sei gefährdet. Der Leiter des Bonner Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit sprach jetzt im Ratssaal über Keime, Erreger, Pilze und andere Gefahren für das Immunsystem.

Der Anlass ist indes ein erfreulicher: Drei Kliniken und zwölf Pflegeheime wurden mit dem Qualitätssiegel des MRE-Netzwerkes Regio Rhein-Ahr ausgezeichnet. Sie haben die hohen Standards und Vorgaben erfüllt - und arbeiten weiterhin an einer Verbesserung. Für die Kliniken ist es die zweite Auszeichnung. Die Seniorenheime haben sich erstmals der Prüfung unterzogen.

Bürgermeisterin Eva Lux (SPD) ist erfreut über das Ergebnis. "Das ist endlich die Anerkennung für langjährige Verdienste um erstklassige Hygienestandards in den Einrichtungen", sagte sie bei der Übergabe der Siegel. Mit dem Zertifikat werde nachgewiesen, wie konsequent und nachhaltig der Kampf gegen multiresistente Erreger in Pflegeheimen und Krankenhäusern geführt werde. "Leverkusen steht blitzsauber da", betonte Lux.

Für Exner ist klar, dass es eine stetige Weiterentwicklung der Hygienestandards geben muss: "Mit neuen Erregern ist jederzeit zu rechnen." Ein Beispiel sei der derzeit in Südamerika grassierende Zika-Virus, der Mediziner vor Rätsel stelle. Kritik übt er etwa an Bayer, das sich aus der Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika weitgehend zurückgezogen habe. Für Pharmakonzerne sei die im Schnitt 1,6 Mrd teure Entwicklung neuer Mittel wirtschaftlich nicht lukrativ - im Gegensatz zu anderen Präparaten.

Das Qualitätssiegel umfasst zehn Punkte - von Hygienestandards über Regeln bei einem Ausbruch bis hin zu Netzwerkarbeit und Antibiotikamanagement. Vor allem Letzteres sei von entscheidender Bedeutung, sagte Prof. Dr. Stefan Reuter, Leiter der Hygienekommission im Klinikum: "Es ist wichtig, dass wir Antibiotika nur ganz gezielt und auf den jeweiligen Erreger angepasst einsetzen."

Auch der Übergang Krankenhaus/Pflegeheim wird nun besser koordiniert. "In den Häusern leben viele Menschen auf engem Raum, viele sind geschwächt und so anfällig für Infekte", betont Heike Lorenzen-Lindt, Vorsitzende des Arbeitskreises Leverkusener Altenheime. Umso wichtiger sei der Austausch zwischen den Einrichtungen.

(RP)
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