Leverkusen Junge Unternehmer sehen sich Särge an

Leverkusen · Normalerweise wäre das nicht der passende Ort für Scherze und Selfies, doch heute ist es eine Ausnahme: Deswegen gibt's ein Selfie mit einer Urne und ein Foto vor den wohlgemerkt nur ausgestellten Särgen für Facebook.

 Maximilian Bertram (Mitte) gab den Besuchern auch eine Vorstellung über die Kosten von Särgen.

Maximilian Bertram (Mitte) gab den Besuchern auch eine Vorstellung über die Kosten von Särgen.

Foto: Ralph Matzerath

"Es ging darum, einfach mal einen lockeren Einblick in den Beruf und Betrieb zu bekommen", erklärt Thomas Mierzwa (35). Er ist Vorstandsmitglied der Wirtschaftsjunioren Leverkusen/Rhein-Berg und arbeitet normalerweise bei einem Personaldienstleister. Heute ist er mit sechs Mitstreitern zu Gast bei Maximilian Bertram, Juniorchef des Bestattungshauses Peter Bertram in Wiesdorf und ebenfalls Wirtschaftsjunior. "Eine Horizonterweiterung", beschreibt Mierzwa die Besichtigung hinterher: "Irgendwann betrifft es ja doch jeden," fügt er hinzu.

Bertram junior gewährte seinen Gästen Einblicke in den Alltag eines Bestatters. "Särge gibt es ab 1000 Euro für einfache Modelle bis hin zu dem 4500 Euro handgefertigten Mahagoni-Modell, das in der Ausstellung steht", sagt Bertram. Die Feuerbestattung, also das Verbrennen des Leichnams, sei wieder in Mode gekommen. Doch auch hier müsse zumindest ein einfacher Holzsarg genommen werden.

Andernfalls würde die sterblichen Überreste im Krematorium schlichtweg nicht brennen. "Ab 200 Kilogramm Körpergewicht muss man in einigen Krematorien sogar Aufpreise zahlen, weil der Ofen dann länger brennen muss", erklärt Bertram. Kinderbestattungen hingegen übernähme das Bestattungshaus komplett kostenfrei, da müsse nur die Grabstelle bezahlt werden. Einen Azubi hat der Bestatter dieses Jahr noch nicht - obwohl der Beruf gerade bei Frauen immer beliebter werde. Maximilian Bertram: "Vielleicht tut sich ja auf den letzten Drücker noch was."

Dafür, dass das Bestattungshaus seine Preise bereits seit einigen Jahren auf seiner Internetseite veröffentlicht, habe er sich böse Beschimpfungen der Konkurrenz anhören müssen, berichtet Bertram. Dabei sei das doch lediglich Transparenz für den Kunden. Auch bei den Fahrzeugen, die übrigens mit Spezialumbau rund 100 000 Euro kosten, probiert er Neues: "Das nächste Fahrzeug hätte ich am liebsten in Weiß. Einige Kollegen machen das schon so, ich weiß aber nicht ob ich das bei meinem Vater durchkriege", sagt Bertram mit einem Lächeln.

"Sehr interessant", urteilt Thomas Mierzwa hinterher: Das Verständnis für die Abläufe und die Arbeit eines Bestatters seien jetzt größer. "Natürlich ist das auch eine gute Gelegenheit, Netzwerke zu pflegen und die Leute und Betriebe kennen zu lernen", sagt der Wirtschaftsjunioren-Vorstand.

Zum Abschluss des Besuches gibt's noch das Selfie mit einer mit Svarovski-Steinen besetzten Urne. Die kostet immerhin mehr als 500 Euro. "Auch die stünde nicht hier, wenn sie nicht gut laufen würde", sagt Bertram. Das tut sie auch in der Ausstellung. Eine der Teilnehmerinnen meint: "Eigentlich viel zu schade, so für unter die Erde."

(jim)
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