Leverkusen Jugendtheater über Cybermobbing

Leverkusen · Über die Gefahren im Internet klärt das Theaterstück "Netboy" auf. Alle weiterführenden Schulen können das Junge Theater Leverkusen mit diesem Stück zu sich bestellen. Die Hauptschule Im Hedderichsfeld machte den Anfang.

 Das Junge Theater geht mit dem Stück "Netboy" jetzt auf Tour durch die weiterführenden Schulen in Leverkusen.

Das Junge Theater geht mit dem Stück "Netboy" jetzt auf Tour durch die weiterführenden Schulen in Leverkusen.

Foto: Uwe Miserius

Marie ist hübsch, fröhlich und beliebt. Sie wird zur Klassensprecherin gewählt und Ole ist eindeutig in sie verknallt. So hätte es ruhig weiterlaufen können, wäre da nicht die Freundschaftsanfrage von "Netboy" im sozialen Netzwerk aufgetaucht. Sie erliegt dem anonymen Schreiber und seinen Kafka-Zitaten, merkt dabei gar nicht, wie er sie manipuliert und zu ungewöhnlichen Taten anstiftet.

Die Neuntklässler der Katholischen Hauptschule Im Hederichsfeld, die gestern in einer Sondervorstellung des Jungen Theaters Leverkusen saßen, ahnten schon, dass diese Geschichte keinen guten Ausgang nehmen wird. Zwar hielten sich die Schüler bedeckt, als Regisseurin Verena Sander beim Nachgespräch nach eigenen schlechten Erfahrungen im Internet fragte. Aber Lehrer Ludger Elmendorf bestätigte, dass es sehr wohl schon einen ernsten Fall von Cybermobbing an der Schule gegeben habe.

Wie schnell man Opfer eines "Shitstorms" werden kann, wenn man sich etwas unbedarft im Netz äußert, das zeigt Petra Wüllenwebers Jugendtheaterstück "Netboy" sehr eindrücklich. Es scheinen ganz normale Schüler zu sein, die nur wenige Meter von den Zuschauern entfernt agieren. Das macht es so glaubwürdig, auch wenn ein Schüler hinterher kopfschüttelnd bemerkte: Wie kann man so naiv sein? Marie jedenfalls geht dem verständnisvollen "Netboy" auf den Leim und lässt sich zu einer üblen Aktion überreden: Sie soll der verhassten Chemielehrerin vor der Haustür ihre Notdurft hinterlassen, um deutlich zu machen, was die Klasse von ihr hält. Was Marie nicht ahnt: Sie wird auf frischer Tat fotografiert und fortan erpresst. Als das Foto im Netz verbreitet wird, geht ein heftiger "Shitstorm" los. Verzweifelt löscht sie ihr Netzwerk-Profil und schaltet das Handy aus. Sie vertraut niemandem mehr, weder in der realen, noch in der virtuellen Welt und will nur noch sterben "damit das alles aufhört". Ole verhindert, dass sie die bereits abgezählten Tabletten schluckt. Und am Ende erfahren die Zuschauer auch, wer hinter dem anonymen Netboy steckt.

Es sind andere Fragen, die bleiben, wenn das Bühnenlicht ausgeht. Und die werden nach jeder Vorstellung für Schulklassen angesprochen. Verena Sander appellierte an die Schüler, unbedingt Hilfe zu suchen, wenn sie Fälle von Cybermobbing erleben. Viel Lob gab es für das vierköpfige Darsteller-Team aus dem aktuellen Ensemble des Jungen Theaters Leverkusen. Nathalie Nölle ist Marie, Kim Biele spielt den Ole und Tara Alsleben Mitschülerin Sarah. Außerdem ist Damla Kleemeyer als Maries Mutter dabei und Björn Lenz erscheint als Vater auf der Leinwand, wenn er mit seiner Tochter über Skype spricht.

Diese war die erste von zehn Vorstellungen für Leverkusener Schulklassen, die durch den Rotary- Club Leverkusen-Opladen finanziert werden. Man habe alle weiterführenden Schulen angeschrieben und sämtliche Termine seien schnell ausgebucht gewesen, sagt JTL-Leiterin Claudia Sowa.

(mkl)
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