Leverkusen "Jetzt würde ich keine Klasse in eine Metropole schicken"

Leverkusen · Schulleiter machen sich nach den Vorfällen von Paris Gedanken um Ziele für Klassenfahrten. Wichtig: Eltern immer mit einbinden.

Ein Höhepunkt jeder Parisreise ist der Besuch des Hügels Montmatre mit seiner Basilika Sacre-Coeur. Im Moment beschleicht beim Anblick aber ein mulmiges Gefühl auch Leverkusener Schulleiter, die sich über Klassenfahrten Gedanken machen.

Ein Höhepunkt jeder Parisreise ist der Besuch des Hügels Montmatre mit seiner Basilika Sacre-Coeur. Im Moment beschleicht beim Anblick aber ein mulmiges Gefühl auch Leverkusener Schulleiter, die sich über Klassenfahrten Gedanken machen.

Foto: Jacques Lebar/dpa

Wenn sie jetzt entscheiden müsste, ob sie in nächster Zeit Schüler auf Klassenfahrt in eine Metropole schicken soll, sagt Andrea Wirths, Leiterin der Theodor-Heuss-Realschule in Opladen, nach den blutigen Ereignissen von Paris am Wochenende ganz klar: "Nein. Glücklicherweise sind die Fahrten bei uns schon gelaufen. Die Entscheidung steht nicht an."

Aber als Schulleiter mache man sich nach den Anschläge in der französischen Hauptstadt schon intensiv Gedanken dazu. Im September führte eine Klassenfahrt der Opladener Realschule nach Barcelona. Die Stadt war im März in aller Munde, als ein Germanwings-Pilot einen Flieger von dort auf dem Rückweg nach Deutschland offenbar absichtlich zum Absturz gebracht hatte. "Völlige Sicherheit hat man natürlich nie und nirgendwo", betont Wirths. Aber gerade jetzt so kurz nach Paris sei wieder so ein Gefühl der Mulmigkeit überall spürbar.

"Bauchschmerzen" hat auch Dieter Miedza, Schulleiter am Marianum, nach den Vorfällen in Frankreich. Auch ihm ist die Erleichterung anzumerken, dass die großen Fahrten seiner Schüler vor den Herbstferien stattgefunden haben. "Wir haben auch eine Partnerschule im Norden Frankreichs. Der nächste Austausch steht im Januar an", erzählt Miedza. An seiner Schule gab es gestern um 12 Uhr die Teilnahme an der europaweiten Gedenkminute, "verbunden mit der Aufforderung, ein stilles Gebet zu sprechen und sich Gedanken über die Auswirkungen des Vorfalls zu machen", sagt der Schulleiter.

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Foto: dpa, bjw

Vielerlei Dinge spielten in jüngster Zeit bei Klassenfahrten verstärkt eine Rolle - eine Schülergruppe der Marienschule reiste aus Nachhaltigkeitsgründen nicht mit dem Flieger, sondern per Bus nach Kroatien. "Da haben wir uns auch gefragt, wie gehen wir damit um, wenn sie an den Grenzen viele Flüchtlinge sehen", kommentiert Dieter Miedza, der betont, wie wichtig es sei, immer Eltern in solche Fragestellungen einzubeziehen. Für ihn ist generell klar: Klassenfahrten zu verschiedenen Zielen gibt es weiterhin. "Denn wenn wir alles jetzt nach den Vorfällen in Paris ausrichten, bedienen wir ein Ziel, das vermutlich so gar geplant war."

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Foto: afp, le

Realschulleiterin Andrea Wirths liegt noch etwas anderes am Herzen: "Man muss sich einmal generell Gedanken machen, ob es bei diesen Fahrten immer nach dem Prinzip ,immer noch weiter weg und noch toller' gehen muss. Der Sinn einer Klassenfahrt ist immer noch ein Gemeinschaftserlebnis. Und das kann man zum Beispiel auch beim Segeln auf dem Plöner See haben."

(RP)
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