Leverkusen Jeder achte Leverkusener hat schon gewählt

Leverkusen · Bis Freitag ist Briefwahl möglich. Die Stadt setzt Sonntag eine neue Wahlsoftware ein. Helfer für die Wahl zu finden, wird schwieriger.

 ( Wahlkampf kompakt: Sechs Wahlplakate hängen an der Alkenrather Straße an einem Laternenmast.

( Wahlkampf kompakt: Sechs Wahlplakate hängen an der Alkenrather Straße an einem Laternenmast.

Foto: Miserius

Was er am 24. September zur Bundestagswahl macht, weiß Richard Meyer ziemlich genau: "Mich weit weg von irgendeinem Wahllokal aufhalten", sagt der 63-Jährige, der für die Stadt seit 1989 jede Wahl betreut hat. "Nur einmal hat er eine Integrationsratswahl abgegeben, damit eine Kollegin auch mal Erfahrung sammeln kann", erzählt Udo Reudenbach, Leiter des Bürgerbüros, lächelnd. Die Landtagswahl am kommenden Sonntag wird Meyers letzte sein. Dann geht er in Ruhestand. Nachfolgerin wird Melanie Offermann (33), die seit November bei Meyer in Sachen Wahl "in die Lehre" geht.

 & Richard Meyer betreut bei der Stadt seit 28 Jahren das Thema Wahlen.

& Richard Meyer betreut bei der Stadt seit 28 Jahren das Thema Wahlen.

Foto: Hauser

Und auch nach 28 Jahren hält sich Meyer an einen Vorsatz: "Ich lache grundsätzlich nicht über die Wahlpannen anderer Kommunen", sagt er fest. "Denn man weiß nie, ob uns nicht auch mal so etwas passieren könnte."

Die Wahlvorbereitungen, die im November begannen, seien bisher aber, das betont Reudenbach, gut gegangen. Ein bisschen atmet er dabei auf, denn immerhin hat die Stadt eine neue Wahlsoftware eingekauft. "Da ist das Spannendste in der Vorbereitung, dass alle Programme miteinander funktionieren", sagt der Bürgerbüro-Chef. Neu ist auch, dass die Wähler über den QR-Code auf der Wahlbenachrichtigung ihre Briefwahl-Unterlagen anfordern könne. "Das funktioniert, ich habe das ausprobiert."

Die Briefwahl ist sehr gut angelaufen: 13 Prozent der rund 116.000 Wahlberechtigten haben bisher davon gebrauch gemacht - das sind jetzt schon weit mehr als bei der vorherigen Landtagswahl in 2012, sagen Reudenbach und Meyer. Und es können noch mehr werden: Bis Freitag, 12. Mai, 18 Uhr ist noch Briefwahl möglich.

Die Wahl im Wahllokal läuft dann am Sontnag von 8 bis 18 Uhr. Ab 6.30 Uhr startet der Arbeitstag von Reudenbach und Kollegen. Das Dienstende bestimme das am langsamsten auszählende Wahllokal, sagt er schmunzelnd. "Insgesamt haben wir 900 Leute im Einsatz - rund 300 davon sind städtische Mitarbeiter, die übrigen sind Ehrenamtler." Die zu finden, werde immer schwieriger, ergänzt Meyer: "80 Prozent sagen ja, die übrigen 20 sind nicht leicht zu gewinnen." Manchmal falle auch im letzten Moment noch jemand aus. Udo Reudenbach hat Ersatzleute in der Hinterhand.

Das Ergebnis, jedenfalls das vorläufige amtliche Ergebnis, will Oberbürgermeister Uwe Richrath am Sonntag gegen 22 Uhr im Ratssaal (Rathaus, Friedrich-Ebert-Platz 1, 5. OG) verkünden. Ab 18 Uhr wird im Ratssaal der Wahlabend auf Großleinwand gezeigt.

Die Anekdoten, die Meyer und Reudenbach zu vorausgegangenen Wahlen einfallen, sind teils filmreif: ein gestohlener Wahlkoffer aus dem Auto eines Wahlvorstehers, zugeklebte Schlösser in einem Wahllokal und betrunkene Wahlhelfer.

Das Skurrilste 2012 wollte ein Leverkusener wählen, der in der Dominikanischen Republik auf einer abgeschiedenen Insel lebt. Die Stadt schickte Unterlagen zu. "Auf die Insel kommt aber nur einmal im Monat ein Postbote. Bis die da waren, war die Wahl hier gelaufen", erzählt Reudenbach. Auch kein schlechter Aufenthaltsort also für Meyer zur Bundestagswahl am 24. September.

(RP)
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