Leverkusen Im Garten von Johanna Gastdorf

Leverkusen · In der Schlebuscher Waldsiedlung hat sich die Schauspielerin eine grüne Oase mit kleinen Rückzugsorten geschaffen.

 Die Yorkshire-Mischlingshündin Wilma ist die Chefin im Haus, erzählt die Schlebuscherin Johanna Gastdorf.

Die Yorkshire-Mischlingshündin Wilma ist die Chefin im Haus, erzählt die Schlebuscherin Johanna Gastdorf.

Foto: Ralph Matzerath

Wenn sie nach anstrengenden Drehtagen nach Hause kommt, freut sich Johanna Gastdorf auf ihren Garten. In der Schlebuscher Waldsiedung hat sich die Schauspielerin mit Hilfe eines Gärtners, wie sie offen zugibt, gemütliche Ecken geschaffen, die ihr zu jeder Jahreszeit einen kleinen Rückzugsort bieten. Der Garten ist lauschig, teilweise wild, ohne unordentlich zu wirken.

Dank ihres Mannes, dem Schauspieler Jan-Gregor Kremp, nennt Gastdorf Leverkusen mittlerweile ihr Zuhause, auch wenn ihre Heimat eigentlich Hamburg ist. "Aber man muss ja nicht die alte Heimat aufgeben, wenn man eine neue gefunden hat", sagt sie ganz pragmatisch. In ihrem Garten rund um das typisch spitzgiebelige Haus der Waldsiedlung gibt es ein angenehmes Plätzchen unter Flieder, eine große Holzterrasse, einen Gartenteich, Steingarten, eine Tischtennisplatte und einen "Herrgottswinkel", wie sie die neueste Sitzecke getauft hat. "An heißen Tagen weht hier ein herrliches Lüftchen", sagt die 57-Jährige.

Sie mag Blumen, nicht unbedingt in Gelb und Lila, und immergrüne Pflanzen, die ihr auch den Garten im Winter angenehm machen und einen Sichtschutz bieten. Ihre Leidenschaft gehört dem wilden Mohn, den sie versucht zu züchten, was nicht so einfach ist. "Ich habe ihn in Italien entdeckt. Am schönsten ist er, wenn er eine Farbe zwischen Orange und Knallrot besitzt."

So ist ihr grünes Refugium verständlicherweise ihr Lieblingsort in Leverkusen. Aber Johanna Gastdorf schätzt auch Schlebusch zum Einkaufen, genau wie das Gebiet Zum Waschbach, wo sie gerne mit ihren Hunden spazieren geht. Yorkshire-Mischlingshündin Wilma ist zwar die kleinste, aber die Chefin im Haus. Phoebe, der Doggenmix, muss da schon mal kuschen. Alle drei Familienmitglieder kümmern sich um die Tiere, aber Gastdorfs 19-jähriger Sohn Leo sei der absolute "Hundeflüsterer". "Von ihm versuche ich, mir etwas abzuschauen", sagt die mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin.

Gerade hat Johanna Gastdorf die Dreharbeiten zu dem neuen Film von Oscar-Preisträger Florian Henkel von Donnersmarck beendet. Am Wochenende steht sie in Prag vor der Kamera zu "Luther", einem TV-Zweiteiler. Sie ist gut im Geschäft, dreht drei bis vier Filme im Jahr. "Aber meistens nur kleine Rollen", sagt sie bescheiden. 23 Jahre spielte sie Theater, an den großen Bühnen in Hannover, München, dann in Bochum.

Mit Sönke Wortmanns "Wunder von Bern" machte sie 2003 den Sprung auf die große Leinwand - und sagte dem Theater Lebewohl. "Das passte auch mit der Geburt meines Sohnes besser", sagt Gastdorf. So konnten sie und ihr Mann, den sie am Theater in Hannover kennengelernt hatte, sich die Erziehung des Sohnes besser teilen und freien Projekten nachgehen. Kremp macht mittlerweile hauptsächlich Fernsehen und hat es als "Der Alte" zu einer prominenten Serienfigur geschafft.

Komödien, auch wenn sie schwerer zu spielen sind, seien ihr genauso lieb wie Dramen. Häufig spielt Johanna Gastdorf Mutterrollen, immer häufiger auch Großmutterollen. "Oft mit schönen Perücken", sagt sie schmunzelnd. "Das Älterwerden kann auch komisch sein", findet die 57-Jährige. Gott sei Dank sei man nicht allein damit. Beim Aussuchen der Rollen, bei der Anlage eines Charakters tausche sie sich mit ihrem Mann aus. "Die Ergebnisse werden hinterher nicht weiter analysiert." Der Beruf sei für das Paar nicht das bestimmende Thema zu Hause.

Jan-Gregor Kremp ist gebürtiger Leverkusener. So fiel die Wahl für ein Heim von Dauer vor 13 Jahren auf Leverkusen. Die Leidenschaft für den Fußball teilt die Familie - genau wie die Dauerkarten bei Bayer 04, wo die Eltern mittlerweile auch Ehrenmitglieder sind. Alle drei genießen die Samstagnachmittage im Stadion, auch "weil man die Leute, die nebenan in Block B sitzen, nun schon so lange kennt".

Natürlich muss sich auch Johanna Gastdorf immer wieder Vorurteile zu Leverkusen anhören. "Wenn die wüssten, wie schön es hier ist", sagt sie und deutet in ihren Garten. "So ruhig - und trotzdem nah an Köln, nah am Flughafen." Sie mag es nicht, wenn andere von Vize-Kusen sprechen oder davon, dass Leverkusen nur Bayer und Chemie sei. "Ich würde mir wünschen, dass die Leverkusener mehr Selbstbewusstsein entwickeln. Sie haben allen Grund dazu." Nicht nur wegen des reichhaltigen hiesigen Kulturprogramms, findet sie.

Als Ausgleich zum Job arbeitet Gastdorf im Garten. "Unkrautzupfen entspannt ungemein. Hinterher hat man den Eindruck, man hat richtig etwas geleistet", sagt sie. Ihre Männer lässt sie nicht in den Garten. Ihrem Mann gehört dafür die Küche. "Da kann er sich austoben", sagt sie. Während er kocht, räumt sie hinterher die Küche auf, eine höchst praktische Arbeitsteilung - und offensichtlich ein gutes Rezept, um eine glückliche Ehe zu führen.

(RP)
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