Leverkusen Hitdorfer Schüler: "Darf ich Ihnen den Frühling schenken?"

Leverkusen · Unter dem Motto "Die Klassen 4a und 4b der Hans-Christian-Andersen-Grundschule verschenken den Frühling" versammelten sich 34 Schüler auf der Hitdorfer Hauptstraße und überreichten selbst gestaltete Frühlingsgedichte an Passanten.

Kaum zu übersehen war die bunte Gruppe von Kindern, die mit einem großen Schild von der Schule Lohrstraße in Richtung Hitdorfer Straße zog. Vor dem Supermarkt überraschten sie die Passanten mit einem Frühlingslied: "Ich lieb' den Frühling, ich lieb' den Sonnenschein — wann wird es endlich wieder wärmer sein?"

Anschließend verteilten sich die 34 Schüler auf beiden Seiten der Hauptstraße und gingen selbstbewusst auf die Fußgänger zu: "Darf ich Ihnen den Frühling schenken?" Wer wollte, bekam ein Frühlingsgedicht vorgetragen — entweder selbst gereimt oder von einem berühmten Dichter. Bald schon sah man keinen vorbeieilenden Hitdorfer ohne Gedicht in der Hand.

Lilo Montelet zeigte sich gerührt, als der zehnjährige Oliver Trappe ihr ein Frühlingsgedicht von Christian Morgenstern vortrug und es ihr überreichte: Wie sie lauschten viele Passanten gespannt den Zeilen, die von blühenden Blumen, viel Sonnenschein und vom Eis essen handeln. Manch einer erkundigte sich erstaunt, ob die Kinder für etwas sammeln, eine ältere Dame zückte schon das Portemonnaie. "Wir haben aber vorher besprochen, dass wir nichts annehmen, sondern nur etwas verschenken wollen. Das ist für manche Leute ganz ungewohnt", erzählte Klassenlehrerin Marion Brusset.

Nur wenige Passanten waren zu sehr in Eile, um ein Gedicht entgegen zu nehmen. Manch einer behauptete gar, er bräuchte keins, weil er einen Gedichtband zu Hause habe. Darauf waren die Kinder vorbereitet. Am Morgen hatten sie mit ihren Klassenlehrerinnen Brigitte Wallraf und Marion Brusset im Unterricht besprochen, wie sie sich in einem solchen Fall verhalten. Schülerin Sarah erklärte: "Trotzdem freundlich bleiben, lächeln und einen schönen Tag wünschen."

Doch der Großteil der Hitdorfer zeigte sich sichtlich erfreut über die kleinen Frühlingsboten.

Eineinhalb Wochen lang hatten sich die Viertklässler im Deutschunterricht mit Gedichten von Heinrich Heine, Eduard Mörike, Hoffmann von Fallersleben und anderen beschäftigt und eigene Gedichte verfasst. Gar nicht so leicht, immer einen passenden Reim zu finden. Auch das Frühlings-ABC hat die Schüler vor eine Herausforderung gestellt: Zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Wort finden, das mit Frühling zu tun hat. Auch für das X? "Na klar, XXL-Frühling!", heißt es wie aus einem Mund.

(RP)
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