Leverkusen Hilfe, die Wespe schabt meinen Zaun ab
Leverkusen · Wespen zählen nicht gerade zu den Lieblingstieren des Menschen. Hornissen schon gar nicht. Dabei sind die kleinen und manchmal stechenden Tiere hervorragende Bauarbeiter und nebenbei die "Erfinder" des Papiers.
Wenn Dr. Hans-Martin Kochanek von Wespen und Hornissen erzählt, dann glänzen die Augen des Opladener Biologen. "Es sind faszinierende Baumeister", sagt der Leiter des Biologiezentrums Gut Ophoven (Opladen, Talstraße). "Die Wespen haben noch vor den Chinesen das Papier erfunden." Allergiker und andere furchtsame Menschen halten dagegen lieber Abstand von den fliegenden Vertretern des stechenden Gewerbes. Für empfindsame Menschen bedeutet ein Treffer unter Umständen eine hohe gesundheitliche Gefahr.
Was tun, wenn nun ein Hornissenvolk oder eine Wespenkolonie zu nah an der eigenen Wohnung, etwa auf dem Balkon ein Zuhause gebaut hat? Das Gesetz erlaubt das Töten eines Volkes nur unter besonderen Umständen. Die Besetzung eines Balkons muss aber meist geduldet werden, denn selbst eine Umsiedlung ist oft nicht statthaft. Für Fragen und Ausnahmegenehmigungen zeichnet in der Stadt Leverkusen die "Untere Landschaftsbehörde", Abteilung Artenschutz, verantwortlich. In Leichlingen sind ausgebildete ehrenamtliche Helfer die Ansprechpartner.
"Gefährlich sind Wespen eigentlich nie, man darf den Tieren nur nicht zu nahe kommen. Und Schläge gegen ein Nest sind überhaupt nicht gut, das würden wir für unser Haus auch nicht mögen", sagt Biologe Kochanek. Wenn sich demnächst also die Wespen auf den Kuchen setzen, sollte der Mensch langsam reagieren und mit sanfter Bewegung per Hand oder Mütze das Tier bewegen, sich einen anderen Platz zu suchen. Die Tierexperten der Stadt Leverkusen empfehlen auch: kein längeres Verstellen der Flugbahn, Tiere nicht berühren. Und: Sind nachts Hornissen ins Zimmer geflogen: Fenster öffnen, Licht ausschalten - und schon finde das Tier den Weg nach draußen.
Wie fragil und gleichzeitig kunstvoll praktisch so ein Wespen- oder Hornissennest aufgebaut ist, kann Kochanek an einem Basketball großen - natürlich unbewohnten - Nest demonstrieren. Die Tiere sammeln zum Nestbau kleine Schnipsel aus Holz ein. Gerne schaben die Wespen deutlich hörbar Gartenumfriedungen ab. Der Trend zu Flechtzäunen jeder Variation hat dies begünstigt, speziell wenn sie schon verwittert sind. Das Material wird auf der Brust gesammelt und zum Nest geflogen. Hier hängt sich das Tier unten an den Nestbau und klebt das zerkaute Holz mit Speichel an den Rand. Schicht um Schicht entsteht so. Naturkunst der besonderen Art.