Rp-Serie Mit Dem Fahrrad In Den Frühling (5) Heimattouren für Menschen mit Handicap

Leverkusen · Der Hildener Wolfgang Appelbaum bietet Touren durch die Region an. Mit ihm fahren Menschen, die es allein nicht schaffen.

Die Balkantrasse feiert Geburtstag
13 Bilder

Die Balkantrasse feiert Geburtstag

13 Bilder

Hilden Ein Handicap sollte keine Behinderung sein - davon ist Wolfgang Appelbaum überzeugt und bietet seit vier Jahren begleitete Radtouren an. "Die Idee ist entstanden, als wir Besuch von einem Freund mit Multipler Sklerose bekamen. Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, mit etwas zu unternehmen", erzählt der Hildener. Er kaufte ein Spezialtandem und strampelt seitdem mit seinen Kunden. Appelbaum kommt bis zu ihrer Haustür und erfährt mit ihnen von dort die Umgebung.

"An seiner Seite fühle ich mich sicher und erreiche Ziele, die ich sonst nie erreichen könnte", berichtet Monika Spielmann. Sie ist seit einer Gehirnblutung halbseitig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. "Meine Welt ist seitdem begrenzt. Es tut mir gut, mich zu bewegen und in der Natur zu sein. Unsere Gespräche möchte ich auch nicht missen", sagt die Langenfelderin. Ihre Lieblingstour führt durch die Ohligser Heide, Appelbaum ist gerne an der Urdenbacher Kämpe unterwegs. "Beide Routen sind 25 Kilometer lang und für weniger geübte Fahrer zu anstrengend. So haben wir uns etwas anderes überlegt."

Startpunkt Für Tandems, Dreiräder und Spezialfahrzeuge geht es am Parkplatz Langforter Straße in Langenfeld gegenüber der Feuerwehr los. "Er ist mit dem Bus gut zu erreichen, dort lassen sich aber auch Autos und Anhänger gut abstellen", sagt Appelbaum. Er startet seine Tour rechts Richtung Gut Langfort, überquert die Berghausener Straße und nimmt Am schwarzen Weiher Kurs auf den Oerkhaussee. "Der Weg führt am Jüdischen Friedhof vorbei. Dafür kann man sich im Rathaus den Schlüssel holen oder bei Herrn Schmitz anmelden und eine Führung bekommen. Das lohnt sich, die Stille dort und die ganze Atmosphäre rund um die historischen Grabsteine ist außergewöhnlich", sagt Spielmann.

See und Wildschweinpark Die Tour öffnet am Oerkhaussee den Blick auf Wasservögel. Appelbaum lenkt sein Gefährt am Ende des Sees nach Westen und lässt es durch das Tor in das Wildschwein-Revier im Garather Forst rollen. "Wir halten uns links und fahren gemächlich am Garather Mühlenbach entlang und über die Kastanienallee auf den Schlosspark zu." Siepmann freut sich auf den Wildschweinpark im Garather Forst.

"Wir verlassen den Park im Süden und wenden uns Richtung Hellerhof. Hohe Hecken hinter denen sich die großzügigen Häuser verbergen, säumen die Straße", berichtet Appelbaum. Seit er die begleiteten Fahrten anbietet, sieht er die Landschaft mit anderen Augen. "Inzwischen kenne ich viele Blumen und Tiere, die ich vorher übersehen habe." Neben ihm sitzen Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen, aber auch mit Demenz. Bei ihnen kann er über das Rad verloren geglaubte Erinnerungen wecken. "Da die meisten in ihrer Jugend häufig so unterwegs waren, sind damit Erlebnisse verknüpft. Die Betreuer berichten mir, dass die Menschen alles andere vergessen, aber vom Radfahren noch Tage später sprechen."

Ende und Einkehr Wolfgang Appelbaum umrundet den Schlosspark östlich, überquert links die Brücke über den Galkhausener Bach, hält sich links Richtung Wolfhagen und rollt über die Wolfhagener Straße, um links zum Schwarzen Weiher abzubiegen und zum Ausgangspunkt zurückzukehren. "Das Bistro der Sportgemeinschaft Langenfeld bietet anschließend Gelegenheit zu einer gemütlichen Einkehr", berichtete Wolfgang Appelbaum.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort