Leverkusen Handyfasten: fünf Tage ohne Smartphone

Leverkusen · Die Klasse 7c des Lise-Meitner-Gymnasiums verzichtete in dieser Woche komplett auf ihre Handys.

 Auch Klassenlehrerin Dorothea Germer (r.) machte beim Handyfasten mit. Ziel: einen bewussteren Umgang mit Smartphones zu erreichen.

Auch Klassenlehrerin Dorothea Germer (r.) machte beim Handyfasten mit. Ziel: einen bewussteren Umgang mit Smartphones zu erreichen.

Foto: UWE Miserius

Eine ganze Schulwoche ohne Smartphone? So schlimm könne das doch nicht sein, meint Klara Guzic. Mitschülerin Lorena Meister stimmt zu: "Man muss auch mal ohne klarkommen", sagt die 13-Jährige. Schließlich seien die multifunktionalen Handys nicht lebensnotwendig. Auf die Frage, wie intensiv die Schülerinnen ihre Smartphones nutzen, kommt allerdings eine Antwort, die eher auf das Gegenteil hindeutet: zwischen drei und fünf Stunden - pro Tag.

Grund genug für ihre Klassenlehrerin Dorothea Germer, den Umgang mit Smartphones in dieser Woche zum Thema im Unterricht zu machen. "Die Geräte nehmen immer mehr Raum im Leben der Schüler ein", sagt sie - und schließt sich selbst dabei nicht aus. Ihr werde "die Woche ohne" vermutlich am schwersten fallen, mutmaßte sie am Montag. Die ersten beiden Tage rechne sie durchaus mit Entzugserscheinungen. "Aber vielleicht fühle ich mich auch freier."

Die Siebtklässler und ihre Lehrerin haben zum Wochenanfang ihre Smartphones in Umschläge gepackt. Einige schrieben sogar Abschiedsgrüße auf die Hüllen. Dann kam das Sammelsurium in den Schultresor, wo die Handys bis gestern blieben. Die Aktion wurde im Unterricht begleitet. Zum einen sollten die Schüler ein Tagebuch über die Woche schreiben, zum anderen wurden im Unterricht Vor- und Nachteile diskutiert. Zudem gab es einige Hinweise zum Thema Mediennutzung.

Schüler Benedict Schmitz war gegen die Aktion - aus rein praktischen Gründen, betonte er. "Meine Eltern sind beide berufstätig, und ich brauche eine Möglichkeit, mit ihnen zu kommunizieren", sagte der 13-Jährige. Auf jeden Fall habe er zwangsläufig weniger Zeit mit Spielen verbracht. Sein Klassenkamerad Marco Freist griff sich am Anfang noch unwillkürlich in die Hosentasche. Wo eigentlich sein Smartphone ruhe, sei aber nichts zu finden gewesen. "Das war ein komisches Gefühl." Trotzdem stehe er dem Experiment positiv gegenüber, sagt der Teenager, der sich selbstkritisch als "ein bisschen abhängig" bezeichnet.

Dass man mit Smartphones nicht nur Zeit totschlagen kann, beweist Lorena. Sie nutze ihres vor allem als E-Book, sagt sie. "Ich habe viele Bücher auf dem Handy, weil ich eine totale Leseratte bin." Es gebe übrigens dazu eine App, mit der Hobbyautoren ihre Werke veröffentlichen können. Das habe ihr besonders gefehlt. Auch zum Lernen oder für Recherchen nutze sie ihr Gerät. Aber dann seien da freilich auch noch Youtube, Whatsapp, Instagram, Snapchat, Twitter, Facebook und all die anderen Anwendungen, die sich hervorragend dazu eignen, die Zeit zu vergessen.

Als Belohnung für das erfolgreiche Handyfasten gibt es übrigens einen gemeinsamen Ausflug mit der Klasse - ganz real, abseits der virtuellen Welten .

(RP)
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