Finanzkrise der Stadt Leverkusen Gutachter schlagen Schließung des Museums vor

Leverkusen · Die Kulturabteilung der Stadt Leverkusen muss deutlich sparen. Ein externes Beratungsunternehmen schlägt vor, das Museum Morsbroich zu schließen. Außerdem will sie viele Zuschüsse für Kultureinrichtungen und Veranstaltungen kürzen oder ganz streichen.

Eine ausgequetschte Zitrone hielt Kulturdezernent Marc Adomat gestern in der Hand. Symbol für den Zustand der KulturStadtLev, die seit der Gründung als eigenbetriebsähnliche Einrichtung in 2001 erhebliche Anstrengungen zur Kostenminimierung unternommen und dabei gleichzeitig die Gewinne um fast eine Million Euro geschafft hat. Aber jetzt sollen, um im Bild zu bleiben, noch die allerletzten Tropfen ausgedrückt und möglichst noch ein Teil des Fruchtfleischs verzehrt werden.

Von Anfang an gab es in der städtischen Kulturabteilung ein jährliches strukturelles Defizit von einer Million Euro, was die Bezirksregierung Köln angesichts der schlechten städtischen Etatlage monierte. Die Gemeindeprüfungsanstalt hat daraufhin im vergangenen Oktober die externe Firma KPMG damit beauftragt, Vorschläge für eine Senkung der Kosten im Bereich der städtischen Kultur zu machen. Am Montag stellte Kämmerer Frank Stein in einer Pressekonferenz die Liste der "Optimierungspotenziale der KSL" vor. Montag erst wurden auch die direkt betroffenen Betriebsleiter und die Politik informiert.

Der dicksten Batzen der Rechnung macht die vorgeschlagene Schließung des Museums Morsbroich aus: 778.000 Euro. Erheblich bluten sollte danach auch die Musikschule durch die schrittweise Umstellung von Hauptamtlichen zu 70 Prozent Honorarkräften (Ersparnis 392.294 Euro) und eine Erhöhung des Erwachsenenzuschlags. Außerdem auf der "Optimierungsliste": Erhöhung der Forum-Ticketpreise (erwartetes Plus: 15.755 Euro), Streichung Zuschuss Jazztage (Einsparung: 55.600 Euro), Entgelterhöhung Jugendkunstgruppen (erwartetes Plus: rund 3000 Euro), Mieten Künstlerbunker (Plus: 6500 Euro), Erhöhungen in der Stadtbibliothek (Plus: 34.800 Euro).

Rein rechnerisch haben die externen Gutachter damit eine Reduzierung von 1,3 Millionen Euro ausgewiesen, was allerdings immer noch nicht ganz reichen dürfte. Denn zum Defizit von einer Million seit 2001 kommt neuerdings eine Deckungslücke aus den umgewidmeten Millionen für die Gütergleisverlegung in Opladen, die Ex-Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn eingefädelt hatte. Zur Erinnerung: 2012 bis 2018 wird jährlich eine Million aus dem Kulturetat in die Bahnstadt umgeschichtet, die Lücke bei KSL aber durch Sponsoren und Spender geschlossen, die Buchhorn höchstpersönlich einzuwerben versprach.

Im ersten Jahr funktionierte das tatsächlich, in den folgenden zumindest in der Höhe, um das reale Defizit auszugleichen. In 2016 werde man weit darunter bleiben, sagte Oberbürgermeister Uwe Richrath, realistisch sei eine Summe von 500 000 Euro. So seine Einschätzung nach den ersten 100 Tagen im Amt.

Die Politik werde nun diskutieren, die Verwaltung soll Vorschläge machen. Von Reduzierung des Angebots über Ertragssteigerung bis zu Kooperationen mit anderen Städten sei alles drin. "Es darf aus meiner Sicht keine Denkverbote geben", sagt er. Eines will er dem Rat auf keinen Fall empfehlen: Die Einnahmesteigerung durch Erhöhung der Grundsteuer B.

Die Kultur wieder in der Kernverwaltung aufzunehmen, bringe aus finanzieller Sicht nichts, erklärte Stein, zumal sich die KSL Mitarbeiter (ihre Zahl wurde von 243 auf 165 reduziert!) über das normale Maß engagierten.

Für die städtische Kernverwaltung ändere sich auch nichts, wenn man der KSL die teuren Gebäude abnehmen würde, die sie seit Beginn als Klotz am Bein hat. Außerdem sei dies kein Sonderopfer der Kultur, sondern der erste Schritt zu weiteren schmerzhaften Einschnitte in anderen städtischen Bereichen. Grundlage dafür ist die Endgültige Fassung der KPMG, die im April vorliegen soll.

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