Leverkusen Gunter Hampel und Company - ein toller Abend

Leverkusen · Trotz seiner 78 Jahre wirkte Gunter Hampel auf der Bühne des Kulturausbesserungswerkes unermüdlich am Vibrafon. Nichts war davon zu sehen, dass sich die Jazzlegende aus Deutschland erst vor einem halben Jahr die Hüfte gebrochen hatte.

 Die "Gunter Hampel Music + Dance Improvisation Company" begeisterte im Kulturausbesserungswerk.

Die "Gunter Hampel Music + Dance Improvisation Company" begeisterte im Kulturausbesserungswerk.

Foto: Matzerath

Bis heute gilt der Allround-Musiker als einer der faszinierendsten und engagiertesten Jazzer unserer Zeit. Er startete seine Karriere Ende der 50er Jahre. In seiner Band spielten damals Jackie Liebezeit und Udo Lindenberg. 2009 wurde der gebürtige Göttinger für sein Lebenswerk mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. "Ich spiele nicht Jazz - ich bin Jazz", sagte er einmal über sich selbst. "Er denkt überhaupt nicht ans Aufhören", sagte Tochter Cavana Lee-Hampel, Lehrerin für Geschichtsdidaktik und interkulturelle Handlungskompetenz, am Dienstag über ihn. Zusammen mit ihrem Vater und Bruder, dem Tänzer, Filmemacher Ruomi Lee-Hampel - beide Männer leben in New York - war sie Teil der "Gunter Hampel Music + Dance Improvisation Company". Zum Ensemble zählten neben ihr als Sängerin außerdem Johannes Schleiermacher (Saxofon) und Bernd Oezsevim (Drums). Mit Danilo Cardoso und Ching Mei Huang, zwei jungen Tänzern, die erst vor wenigen Tagen ihren Bachelor-Abschluss für Zeitgenössischen Tanz an der Folkwang Universität der Künste erworben haben, standen weitere Talente auf der Bühne.

Eigentlich waren sie nach Leverkusen gekommen, um mit Flüchtlingskindern in einem Workshop zu arbeiten. Aber wo sie schon mal da waren, boten sie auch gleich eine öffentliche Kostprobe ihres Könnens mit aller Improvisation, die man sich denken kann.

Während die einen Jazz vom Feinsten spielten - Saxofonist Schleiermacher selbst gehört zu einer Generation Musiker, die keine Grenzen kennt - tanzten die anderen frei aus dem Bauch zum Takt der Musik. Mit zwei Ausnahmen am Anfang und Ende des ersten Sets: Da bildeten Teile einer afrikanischen Erzählung den Auftakt, die letzten drei Minuten gehörten dem Thema "Godzilla". Rund 45 Minuten bewegte sich das Trio mal wie Marionetten oder Pantomime, mal groß und raumgreifend, ein anderes Mal klein und zusammengeschnürt. Schnelle und zuckende Bewegungen wechselten sich ab mit langsamen, fast eingefrorenen Gesten.

"Wir schaffen Raum für eigene Entdeckungen", beschrieb Cavana Lee-Hampel später, "diese Entdeckungsreise gibt uns Kraft." Das werde vom Publikum häufig unterschätzt. Nicht so in Leverkusen, fast 60 Besucher tanzten und wippten fasziniert mit den Füßen.

(gkf)
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