Leverkusen Großer Zulauf für Pogrom-Gedenken

Leverkusen · Die Gedenkstunde zur Reichspogromnacht erfuhr große Aktualität durch die Flüchtlingskrise. Vor allem durch die Beteiligung einiger Schulen kamen deutlich mehr Personen als in den Vorjahren.

 77 Jahre nach der Reichspogromnacht wurde gestern der verübten Verbrechen gegen jüdische Bürger gedacht - unter anderem mit der Niederlegung zweier Kränze.

77 Jahre nach der Reichspogromnacht wurde gestern der verübten Verbrechen gegen jüdische Bürger gedacht - unter anderem mit der Niederlegung zweier Kränze.

Foto: Uwe Miserius

Holocaust? Pogromnacht? "Das wurde schon so oft durchgekaut, und es ist schon mehr als 70 Jahre vorbei. Und wir Jüngeren tragen gar keine Schuld daran. Muss das sein?" Dies fragte ein Schüler sich und die Umstehenden. Die Antwort kam prompt vom Nebenmann: "Richtig, wir tragen keine Schuld, aber Verantwortung, dass Vergleichbares nie wieder passiert."

Allerdings: Es war keine private Unterhaltung, sondern die provokante Frage und die Replik waren Teil des Programms der Gedenkstunde am Platz der Synagoge in Opladen. 77 Jahre danach wurde gestern der in der Reichspogromnacht verübten Verbrechen gegen jüdische Bürger gedacht, unter anderem mit der Niederlegung zweier Kränze. Neben einigen Geistlichen beteiligten sich wieder Jugendliche vom Landrat-Lucas-Gymnasium und von der Montanus-Realschule mit Beiträgen zur Veranstaltung. Sie berichteten über Hintergründe der Pogromnacht, fassten noch einmal das Geschehen zusammen, lieferten Zahlen. Sie gingen aber auch auf Einzelschicksale ein. So machten sie etwa bei der Prozession durch die Fußgängerzone Halt an den so genannten Stolpersteinen und berichteten über die Opfer der Judenverfolgung, die sich hinter diesen Gedenksteinen verbergen, wie Albert Joseph an der Kölner Straße 15.

Große Aktualität erfuhr das Gedenken durch die Flüchtlingskrise. In Zeiten wie diesen, in denen Hundertausende auf der Flucht sind, "schadet es nicht, sich in Erinnerung zu rufen, dass vor mehr als 70 Jahren von Deutschland aus eine solche Welle der Gewalt ausging, dass die davon ausgelösten Wanderungsbewegungen noch bis weit in die Nachkriegszeit reichten", sagte Oberbürgermeister Uwe Richrath, an dessen Rede Kantor Amnon Seelig von der Synagogengemeinde Düsseldorf mit dem Gebet "Gott voller Erbramen" anschloss.

Die Veranstaltung hatte diesmal einen deutlich größeren Zulauf als in den Vorjahren: Rund 400 Personen fanden sich auf der Kreuzung von Altstadt- und Lessingstraße ein. Darunter waren sehr viele junge Leute, so war die Gesamtschule Schlebusch mit mehr als 200 Schülern vertreten, von der Theodor-Heuss-Realschule kamen zwei Philosophie-Kurse.

(RP)
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