Leverkusen Graffiti als Kunst vor dem Kulturausbesserungswerk

Leverkusen · Sie gelten oft als rücksichtslose Schmierer, die sich an Wänden und Zügen "vergehen": Graffiti-Sprüher. Am vergangenen Samstag zeigten 20 Sprayer jedoch, dass man seiner Leidenschaft ganz legal nachgehen kann.

Auf der 18. Leverkusener Brennpunkt-Jam warteten allerlei Aktivitäten auf die Künstler, bei denen sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten.

Die Veranstaltung wartete in diesem Jahr mit einigen Veränderungen auf, wie Veranstalter Rüdiger Porsch erzählte. Anders als in den Jahren zuvor, in denen noch vor dem "Haus der Jugend" gemalt und gesprüht wurde, durften die Teilnehmer dieses Mal die Fläche vor dem Kulturausbesserungswerk nutzen. Auch gab es wie bisher keinen "Graffiti-Battle", also einen Wettbewerb zwischen den Teilnehmern, sondern ein so genanntes "Graffiti-Meeting".

Große Leinwände gestaltet

So konnten sich die Sprüher in aller Ruhe dem Gestalten von großen Leinwänden widmen. Neu war zudem das "Train Banner Bombing": Auf Leinwänden waren bereits verschiedene Zugmodelle aufgemalt, denen die Teilnehmer dann ihre eigene Note verpassen konnten.

Oliver Brachlow, genannt "Ate One", war einer von denjenigen, die an einem solchen "Banner" arbeiteten. Seine Leidenschaft für Graffitis entfachte vor über 20 Jahren. Anfangs habe er sich von anderen Künstlern inspirieren lassen, "aber mit der Zeit will man natürlich seinen eigenen Stil entwickeln", sagte Brachlow.

Exponate im Miniaturformat

Der 37-Jährige hat sich auf das Malen von "B-Boy Charactern" — also "typischen Hip-Hop-Machos", wie Brachlow es nennt — spezialisiert. Einen Eindruck von den Werken des Künstlers konnte man sich in der Großen Halle des Kulturausbesserungswerks verschaffen: Dort war eine Reihe seiner Leinwände im Miniformat ausgestellt. Graffitis sind seine Passion: "Es wäre schön, wenn ich es zum Beruf machen könnte, das ist aber nicht einfach", sagte der gelernte Zahntechniker.

Neben Brachlow stellte Fotograf Nils Müller seine Werke in der Halle aus: Müller begleitet seit einiger Zeit internationale Graffiti-Gruppen und "gewährt stille Einblicke in faszinierende Momente zwischen Abenteuerlust, Anonymität und Mitteilungsbedürfnis der Writer", wie es in einem Text heißt, der die Besucher über seine Arbeit informiert. So zeigen Müllers Fotografien auch Sprüher, wie sie in einem Waldstück hocken, einen U-Bahn-Waggon "verschönern" oder über einen Stacheldrahtzaun klettern.

(RP)
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