Leverkusen Gleiche Chancen, besseres Miteinander

Leverkusen · Ein neues Integrationskonzept soll die Eingliederung von Migranten in Leverkusen verbessern. Bürger arbeiten mit.

 Sprache als Schlüssel zur Integration - Antonio Esposito, Evon Tawadrows, Mehrnoush Bakhtiari und Hacob Kalikian (v.l.) nahmen als Migranten bereits 2015 an Deutschkursen in der Volkshochschule (VHS) in Leverkusen teil.

Sprache als Schlüssel zur Integration - Antonio Esposito, Evon Tawadrows, Mehrnoush Bakhtiari und Hacob Kalikian (v.l.) nahmen als Migranten bereits 2015 an Deutschkursen in der Volkshochschule (VHS) in Leverkusen teil.

Foto: Ralph Matzerath

Knapp 166.000 Einwohner zählt Leverkusen, darunter knapp 25.000 Ausländer. "Machen wir uns nichts vor", sagt Oberbürgermeister Uwe Richrath, "Deutschland ist schon vor den 50er Jahren ein Zuwandererland gewesen." Damals wurde die Integration versäumt, weil die Gastarbeiter - nach getaner Arbeit - in ihre Heimatländer zurückgehen sollten. Doch es kam anders. Aus der Geschichte gelernt, versucht Politik heute frühzeitig einzugreifen und zu steuern. Ein wesentlicher Garant für eine gelungene Integration ist die Chancengleichheit aller, daher ist es auch primäres Ziel des Integrationskonzeptes.

"Eine Gesellschaft funktioniert nicht einfach, sie braucht Strukturen", sagte Richrath vor 130 engagierte Bürgern, die die Stadt zu einer Integrationskonferenz ins Rathaus geladen hatte. Gemeinsam mit Vertretern von Stadt und dem Institut für soziale Innovation soll das Integrationskonzept weiterentwickelt werden.

Was beinhaltet das Konzept? Sieben verschiedene Handlungsfelder werden beschrieben, die mit der Integration von Menschen zusammenhängen. Diese sind: Sprache und Sprachförderung, Erziehung und Bildung, Qualifizierung, Ausbildung und Arbeit, Wohnen und Unterbringung, Gesundheit, Engagement, Freizeit, Kultur und Sport und zuletzt der Interkulturelle und -religiöse Dialog. Besonders in den ersten vier herrscht Handlungsbedarf.

Sprache und Sprachförderung Verschiedene Träger (Caritas, Diakonie, Pfarrgemeinden, VHS) bieten seit längerem Sprachkurse an. Statt wie bislang vereinzelte Sprachkurse sollen Sprachförderketten entstehen. Träger und Institutionen der Stadt müssen sich zudem besser vernetzen, mit dem Ziel: passgenaue Unterstützungsmöglichkeiten zu gewährleisten.

Erziehung und Bildung Die Versorgung von Minderjährigen ist gut aufgestellt. Die Integration in Schulen und Kitas funktioniere gut. Doch könnten die Rahmenbedingungen verbessert und ausreichende Ressourcen bereitgestellt werden. Auch junge Erwachsene sollten stärker in den Blick genommen werden, ebenso wie Eltern, um eine gute Förderung der Kinder zu garantieren. Ziel: Ausreichende Kita Plätze, differenzierte Schulangebote und Bildungsangebote für Erwachsene, sowie eine gute interkulturelle Qualifizierung von Mitarbeitern.

Ausbildung und Arbeit Zunehmend sind Ausländer auf Hartz-IV angewiesen. Mittlerweile hat fast jeder dritte Hartz IV-Empfänger in Deutschland (30 Prozent) einen ausländischen Pass - Ende 2014 traf das nur auf rund jeden fünften zu. Hier sind also besonders viele Entwicklungspotenziale zu erkennen. Zwar wurden bereits einige "Fördermaßnahmen im Zuge des Flüchtlingszuzuges aufgelegt", heißt es in dem Konzept, die reichten aber bei weitem nicht aus. Angebote müssten besser verzahnt und für die Neuzugewanderten transparenter gestaltet werden, Migranten stärker passgenau gefördert werden, um ihrem Platz auf dem Arbeitsmarkt zu finden.

Wohnung und Unterbringung Hier fehlt es ganz grundsätzlich an preiswertem Wohnraum. Daher sieht das Konzept eine Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus sowie familiengerechter Quartiere vor, gemeinnützige Bauträger müssten wieder eingeführt werden, heißt es.

(RP)
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