Leverkusen Gewalthilfe auch für Flüchtlingsfrauen

Leverkusen · Zu den Aktionstagen gegen Gewalt an Frauen wurden Flüchtlingsfrauen auf Hilfsadressen in Leverkusen hingewiesen. Ihre Männer wurden über die grundgesetzlich verankerte Gleichberechtigung der Geschlechter eingeschworen.

 Die Organisatorinnen des Informationstages für Gewalthilfe sind alle im "Netzwerk Runder Tisch" engagiert. Sie informierten gestern im Forum über das Frauenhaus und die Beratungsstellen.

Die Organisatorinnen des Informationstages für Gewalthilfe sind alle im "Netzwerk Runder Tisch" engagiert. Sie informierten gestern im Forum über das Frauenhaus und die Beratungsstellen.

Foto: Ralph Matzerath

Anstelle ihres Deutschunterrichtes in den Integrationskursen bei der Volkshochschule (VHS) Leverkusen bekamen gestern 60 Flüchtlingsfrauen und deren Männer Unterricht zum Grundgesetz: Sie lernten aus dem Artikel drei des Grundgesetzes, dass Männer und Frauen in Deutschland gleichberechtigt sind - oder es zumindest sein sollten. Das erfuhren sie aber in getrennten Gruppen: die Frauen im Vortragssaal des Forums, die Männer im Kinoraum. Unterstützt von Dolmetschern für Arabisch, Farsi und mehrere weitere Sprachen, wurden die Flüchtlinge über die Hilfsadressen informiert, die Leverkusen für Frauen bereithält, die von häuslicher Gewalt bedroht sind oder bereits darunter leiden.

Diese Informationsstunde, übrigens begleitet von einer regen Diskussion auf allen Seiten, war Teil der Aktionstage gegen Gewalt an Frauen, zu dem verschiedene Organisationen in Leverkusen bis einschließlich heute einladen. An den Informationsangeboten für Flüchtlinge und sonstige Interessierte waren gestern im Forum beteiligt: Integrationsrat, städtisches Frauenbüro, Frauenring, Kulturstadt Leverkusen, "Runder Tisch gegen Gewalt an Frauen" und Zonta-Club.

Der Name "Zonta" stammt aus dem "Lakota", einer Sprache der Sioux-Indianer und bedeutet "ehrenhaft", "integer" und "vertrauenswürdig". Die Leverkusener Zonta-Ladys verteilen heute 1000 Rosen, um in der Innenstadt mit Frauen und Männern ins Gespräch zu kommen. Mit dieser nun zum dritten Mal stattfindenden direkten Ansprachemöglichkeit haben sie schon Schule gemacht: "Unser Modell wird jetzt auch in anderen Städten aufgegriffen", freut sich Zonta-Sprecherin Dr. Erika Bauer. "Wir wollen mit unserer Aktion dafür sensibilisieren, nicht wegzusehen", sagt sie. Die Leverkusenerinnen sind neben innerdeutschen Projekten auch am internationalen Zonta-Programm beteiligt. Das hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Kinder-Ehen im Niger zu verhindern.

In Leverkusen findet der Kampf gegen Gewalt allerdings seine Grenzen, die durch fehlende finanzielle Mittel abgesteckt werden: Das beklagt die städtische Frauenbeauftragte Sabine Rusch-Witthohn. Solange das Land nur 85 Prozent der Kosten einer Beratungsstelle fördere und das örtliche Frauenhaus nur acht Plätze zur Verfügung stellen könne, liege vieles im Argen. "Schon lange fordern auch wir eine vierte Stelle für das Frauenhaus und eine Erweiterung der Plätze", sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Beklagenswert sei die Situation für die Vereine wie "Frauen helfen Frauen", die nicht nur ehrenamtlich tätig seien, sondern ihre Hilfeleistungen auch noch durch Fundraising finanzieren müssten. "Die Zeit, die für Benefizaktionen gebraucht wird, fehlt dann für die Beratungsstunden", sagt die Frauenbüroleiterin.

Nicht verhehlen wollen die Mitglieder des Runden Tisches gegen Gewalt aber, dass auch immer mehr Männer Opfer von Gewalt werden: Vor allem ältere Ehepartner klagten über Gewalt durch ihre Frauen. Hilferufe von älteren Männern kämen auch aus Pflegeheimen.

(RP)
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