Leverkusen Gemeinde schließt drei Kirchen

Leverkusen · Die evangelische Kirchengemeinde Schlebusch will eine einzige Kirche an einem zentralen Ort bauen. Eine Raumanalyse hatte ergeben, dass zwei Drittel der Räume ungenutzt sind. Das rechnet sich nicht. Zuletzt kamen zu den drei Sonntagsgottesdiensten nur insgesamt 90 Kirchgänger.

Wenn sonntags die Glocken der drei evangelischen Kirchen in Schlebusch und Alkenrath läuten, versammeln sich zu den Gottesdiensten 60 bis 90 Gläubige. 850 Plätze gäbe es zusammengerechnet in der Friedenskirche Waldsiedlung, Auf dem blauen Berg und in Alkenrath. Für die wenigen Kirchgänger müssen drei Pfarrer her, drei Organisten, drei Küster "das rechnet sich für uns nicht", sagt Pfarrer Gunnar Plewe.

Deswegen will die Gemeide die drei Kirchen schließen — in Alkenrath fand bereits am 7. März die letzte Gottesdienstfeier statt — und eine neue Kirche samt Gemeindezentrum an zentraler Stelle bauen. "Dazu gibt es drei Möglichkeiten", erläutert Plewe. "Entweder wir bauen am Gemeindehaus am Martin-Luther-Platz eine Kirche an oder auf einem Grundstück an der Morsbroicher Straße eine ganz neue Kirche, dann könnten wir das Gemeindehaus am Martin-Luther-Platz weiter nutzen. Oder wir bauen eine neuen Kirche samt Gemeindehaus auf einem Gelände an der Mülheimer Straße, Ecke Bensberger Straße."

Mit der Stadt sei die Gemeinde in intensiven Gesprächen über die Grundstücke. Entschieden sei noch nichts. Wir schreiben jetzt einen Architektenwettbewerb aus. Die Bewerber sollen uns zu allen drei Möglichkeiten Vorschläge machen", sagt Plewe. Er leitet die Entscheidung zur Kirchenschließung und dem Neubau so her:

In den 60er Jahren, als die Kirchen gebaut wurden, hatte die Gemeinde Schlebusch 10 000 Mitglieder, drei Pfarrer und einen Krankenhausseelsorger. "In den Jahrzehnten bis jetzt sind wir um die Hälfte geschrumpft, haben noch 5000 Gemeindeglieder." Auch wegen immer geringeren Kirchensteuereinnahmen musste die Gemeinde sparen — etwa am Personal in der Verwaltung, an Küstern, auch an Pfarrern. Derzeit gibt es noch eindreiviertel Stellen, wovon die Dreiviertelstelle aktuell nicht besetzt ist. "Eine Raumanalyse hat außerdem ergeben, dass zwei Drittel der Räume leerstehen, dass kleine Gruppen-Veranstaltungen in viel zu großen Räumen stattfinden und viele Räume gar nicht genutzt werden", führt Plewe aus. Das Verhältnis von Nutzung und Kosten stehe in keinem Verhältnis mehr: "Allein in der Friedenskirche fallen im Jahr 25 000 Euro Heizkosten an."

Donnerstagabend haben die Gemeindeglieder auf einer Versammlung von den Plänen erfahren. "Natürlich war nicht jeder erfreut. Es ist ein harter Schritt vor allem für die Älteren, die vielleicht an der Friedenskirche in der Waldsiedlung mitgebaut haben. Aber viele Jugendliche waren angetan, haben ihren Blick auf die Zukunft gerichtet", berichtet Plewe. "Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir ein neues passendes Kleid für die Gemeinde, oder wollen wir nur noch Museen erhalten, die wir ab und zu aufschließen und davon schwärmen, wie viel Leben es hier früher gab?"

Finanziert werden soll der Neubau durch die Grundstücksverkäufe in Alkenrath, Waldsiedlung und gegebenenfalls am Martin-Luther-Platz. "Es muss eine Nullrechnung werden." Der Projektsteuerer habe eine Bierdeckelkalkulation gemacht. Ergebnis: Der Neubau kann sich rechnen.

(RP)
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